Interview: Frauen in der IT.
Ein Plädoyer für mehr Frauen in der "Männerdomäne".

Bewerbung in der IT:
„Frauen, habt den Mut, das durchzuziehen, ohne auf Vorurteile zu hören!“

Nach wie vor gilt die IT als „Männerdomäne“ und nur wenig Frauen bewerben sich auf Stellen in diesem Fachbereich. Doch was hält sie davon ab und was können Unternehmen tun, damit sie mehr Bewerberinnen anziehen?

Wir sprachen mit Klaudia-Isabella, einer Mitarbeiterin der WBS GRUPPE, über ihren Wechsel ins IT-Team des Unternehmens und ihre Erfahrungen in dieser vermeintlich eher männlich geprägten Branche.

Klaudia-Isabella, du arbeitest seit 2015 im IT-Team der WBS GRUPPE. Wie bist du in deiner jetzigen Position gelandet?

Als ich 2013 auf Jobsuche war, wollte ich mich gerne weiterbilden und sah in einem SAP-Kurs die Chance, mich von meinen Mitbewerber:innen abzuheben. Die Agentur für Arbeit machte mich auf verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten aufmerksam. Dazu zählte auch ein Angebot von WBS TRAINING, wo ich schließlich meine Fortbildung begann. Hier kam meine kommunikative und lösungsorientierte Art so gut bei der zuständigen Referentin an, dass man mich unbedingt als Mitarbeiterin gewinnen wollte. Ich wurde als Organisationsassistentin am Standort Göttingen eingestellt und übernahm aufgrund meiner IT-Affinität kurz darauf die Administration eines intern entwickelten Verwaltungssystems. Nach der Implementierung dieses Systems in das gesamte Unternehmen wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, den Support dafür zu übernehmen. So bin ich letztendlich im IT-Team gelandet.

Fiel es dir schwer, dich in einen technischen Beruf einzuarbeiten? Falls ja, was hat dir beim Einstieg in das IT-Team geholfen?

Obwohl ich bereits sehr technikaffin war, hatte ich Angst vor dem Wechsel ins IT-Team. Das lag vor allem daran, dass ich mir das selbst nicht richtig zugetraut habe. Was mir aber den Einstieg unheimlich erleichtert hat, war die Unterstützung durch eine weibliche Mentorin. Sie hat mich quasi an die Hand genommen und in die Welt des Supports eingeführt. Dabei hatte ich den Eindruck, dass sie sich als Frau besonders gut in meine Lage hineinversetzen konnte. Weil sie sehr empathisch war, hat sie mir ein bisschen die Angst genommen.

Hattest du vor dem Wechsel Zweifel, ob die IT-Branche das richtige für dich sein könnte? Oft herrscht ja noch das Bild von der „Männerdomäne “.

Ja, die hatte ich tatsächlich. Denn die Attribute, die bei IT-Berufen nach außen getragen werden, sind schon sehr männlich. Auch die ganzen Fachbegriffe, die in der Branche verwendet werden, haben mich als Quereinsteigerin ziemlich abgeschreckt. Ich habe mich außerdem gefragt, ob mir eine solche Tätigkeit auch langfristig gefallen könnte. Ich war, um ehrlich zu sein, ziemlich hin- und hergerissen, ob ich den Job annehmen soll oder nicht.

„Der Einstieg in die IT war die Chance, neue Wege zu bestreiten.“


Klaudia-Isabella Schulz-Lüdicke | Applikation Managerin ERP Projekte und 3D - Onlineplattform

Wie hast du diese Zweifel überwunden?

Ich wollte gerne neue Wege beschreiten und habe den Einstieg in die IT als Chance dafür gesehen. Auch fand ich es spannend, meinen Horizont zu erweitern und aus meiner eigenen Komfortzone herauszugehen. Ein weiterer Grund für den Jobwechsel war die gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die mir die WBS GRUPPE bot. Hier konnte ich nämlich im Homeoffice arbeiten, was für mich optimal war, da ich zu diesem Zeitpunkt alleinerziehend war. Grundsätzlich ist die IT aber auch generell eine Branche, in der das Arbeiten im Homeoffice sehr gut möglich ist.

Erzähl mal ein bisschen über deinen Einstieg. Was waren deine ersten Eindrücke? Ist das Verhalten unter IT-Kolleg:innen anders als zum Beispiel bei Bürokaufleuten?

Am Anfang bekam ich sehr viel Input und ich fühlte mich davon ziemlich erschlagen. Das lag vor allem daran, dass ich kaum IT-Kenntnisse hatte. Gleichzeitig musste ich mehrere Perspektivenwechsel vollziehen. Erst war ich Teilnehmerin, dann Mitarbeiterin und schließlich fand ich mich im Support wieder. Die Kommunikation in der IT ist außerdem komplett anders als im kaufmännischen Bereich: viel direkter, schneller und auf den Punkt. Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen.

Welche Vorteile bringt ein IT-Beruf deiner Meinung nach mit sich?

Den größten Vorteil sehe ich im agilen Arbeiten und der Möglichkeit, im Homeoffice zu sein. Die gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein Pluspunkt. Flexible Arbeitszeiten sind möglich, weil man sich im Team unkompliziert darüber abstimmen kann, wer die Bereitschaft übernimmt. Darüber hinaus sehe ich auch einen großen Bedarf an IT-Fachkräften in der Zukunft, denn es werden künftig immer mehr Dienstleistungen digitalisiert und dafür muss es natürlich auch den entsprechenden Support geben.

„Habt den Mut, das durchzuziehen, ohne auf Vorurteile zu hören!“


Klaudia-Isabella Schulz-Lüdicke | Applikation Managerin ERP Projekte und 3D - Onlineplattform

Warum glaubst du, dass der Frauenanteil in IT-Berufen immer noch relativ niedrig ist? Woran könnte das liegen?

In erster Linie liegt es vermutlich daran, dass eher männlich klingende Attribute nach außen kommuniziert werden und viele Frauen sich davon nicht angesprochen fühlen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Vorurteile gegenüber IT-Berufen, etwa dass Frauen nicht dafür geeignet sind. Technik wird generell auch eher Männern zugeschrieben, während Frauen verstärkt in sozialen und kaufmännischen Berufen gesehen werden. Ihnen wird technisches Verständnis auch aus dem privaten Umfeld oft nicht zugetraut. Deswegen sind viele Frauen eingeschüchtert und versuchen es auch gar nicht erst, sich auf eine IT-Stelle zu bewerben.

Was muss passieren, damit sich das langfristig ändert? Wie können mehr Frauen für eine Arbeit in der IT-Branche gewonnen werden?

Eine Möglichkeit wäre es, Stellenanzeigen für Frauen attraktiver zu gestalten. Es wäre beispielsweise von Vorteil, wenn man in die Anzeige schreibt, wie viele Frauen bereits in dem Bereich tätig sind oder auch Bewerberinnen willkommen sind. Außerdem wäre das Angebot einer umfangreichen Einarbeitung vor allem für Quereinsteigerinnen oder Berufsanfängerinnen förderlich. Gut wäre es auch, wenn in den Ausschreibungen Softskills wie Empathie und Kommunikationsfähigkeit genannt werden, von denen sich Frauen häufiger angesprochen fühlen können. Idealerweise sollten Mädchen schon in der Schule gezielt gefördert werden, sich mit Technik zu beschäftigen – Jungs natürlich auch.

Und zu guter Letzt: Was würdest du anderen Frauen raten, die gerne in „Männerberufen“ arbeiten wollen?

Habt den Mut, das durchzuziehen, ohne auf Vorurteile zu hören! Es gibt genug technikaffine Frauen, die darüber hinaus auch noch multitaskingfähig sind – und genau diese Mischung wird in der IT dringend benötigt. Traut euch, neue Wege zu beschreiten! Wenn es nicht funktioniert, könnt ihr immer noch zurück.

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