Perspektivwechsel in der Pflege.
Vom Betriebswirt zum Altenpfleger.

Ausbildung zur Altenpflegefachkraft: Wie Betriebswirt Dominik seine Ausbildung in der Pflege erlebte.

Vom Chefsessel auf die Schulbank: Vor drei Jahren entschloss sich Betriebswirt Dominik Kötter, selbst Mitinhaber einer Pflegefirma, noch einmal eine grundständige Ausbildung zur Altenpflegefachkraft zu beginnen. Er wollte den Beruf von der Pike auf lernen und noch besser verstehen. Dafür hängte er seine Geschäftsführertätigkeit vorübergehend an den Nagel und absolvierte die Ausbildung in Vollzeit, parallel zur Arbeit in seinem Pflegedienst. Kurz nach den Abschlussprüfungen haben wir ihn getroffen, um ihn nach seinen Erfahrungen zu befragen.

Lieber Dominik, wir haben uns zuletzt im Herbst 2019 unterhalten. Als kaufmännischer Leiter in deinem eigenen Pflege-Unternehmen hattest du damals entschieden: Okay, ich will genauer verstehen, was meine Angestellten durchleben und warum bestimmte Sachen funktionieren und andere nicht, ich mache jetzt die Ausbildung zur Altenpflegefachkraft! Mittlerweile sind die drei Jahre Ausbildungszeit vorüber. Du hast alle Abschlussprüfungen hinter dir. Wie geht es dir?

Ganz gut (lacht). Alle Prüfungen sind abgeschlossen und auch ganz gut bestanden.

Drei Jahre Ausbildung in der Pflege. Hat dich das verändert?

Ja, ich denke, ich bin verständnisvoller geworden. Die Patient:innen waren früher für mich als Kaufmann erst einmal Nummern, jetzt sind es Menschen mit Gesicht. Ich habe damit begonnen, Dinge anders einzuschätzen, bin aber zum Teil auch in meiner Haltung bekräftigt worden: Einiges habe ich vorher schon richtig gemacht, manche Entscheidungen waren wohl ganz vernünftig. Ich kann jetzt aber auch ganz anders in Gesprächen mit den Patient:innen agieren.

Wie hast du die Corona-Zeit im Rahmen deiner Ausbildung erlebt? Inwiefern hat das auch deinen Berufsalltag beeinflusst?

Natürlich gab es letztes Jahr im Frühjahr eine Situation, die man überhaupt nicht richtig einschätzen konnte. Niemand wusste, was da auf uns zukommt. Das muss ich sagen, ich hatte bestimmt drei Monate, in denen ich die Schule einfach hintenan stellen musste. Denn da war die Umstrukturierung in meinem Unternehmen im Zusammenhang mit der Pflege einfach wichtiger als die Ausbildung. Aber als sich die Prozesse wieder „eingeruckelt“ hatten und alle wussten, wie was funktioniert, konnte ich mich wieder auf die Schule konzentrieren und war zuversichtlich, dass schon wieder alles in geordneten Bahnen laufen wird.

„Ich denke, in fünf bis zehn Jahren werden wir noch weniger Pflegefachkräfte haben.“


Dominik Kötter | Auszubildender zur Altenpflegefachkraft und Mitinhaber einer Pflegefirma

Was war denn das Highlight in deiner Ausbildung zur Altenpflegefachkraft?

Hm, Highlight … Ja, es war schon spannend, neue Leute aus so unterschiedlichen Richtungen kennenzulernen. Die Klassenstruktur, die neuen Lernmethoden – das alles kannte ich aus meiner regulären Schulzeit überhaupt nicht. Und ein besonderes Highlight war sicher unsere Klassenfahrt.

Wohin ging die?

Auf das LebensGut Pommritz, etwa 50 Kilometer östlich von Dresden.

Erzähl mal, was habt ihr da gemacht?

Viele teambildende Maßnahmen, praktisch und theoretisch. Was auch super war: Wir durften uns komplett selbst versorgen, vegetarisch. Das hat total Spaß gemacht und wir waren alle sehr glücklich. Das war ein richtig schönes Wochenende.

Das klingt richtig toll. Gab es während deiner Ausbildung weitere Aha-Momente?

Also, der größte Aha-Moment war, als sich am Ende irgendwie alles zu einem Bild fügte. So komplexe Themenbereiche, wie die komplette Struktur rund um die Pflegeplanung zum Beispiel, waren bis vor wenigen Monaten regelrecht „böhmische Dörfer“ für mich. Und dann hat sich das plötzlich alles zu einem Bild gewandelt. Zu Beginn hatten die Lehrer:innen gesagt: Irgendwann kommt dieses Gesamtbild. Ich wollte das damals nicht glauben, aber nach drei Jahren war es tatsächlich so!

Wie blickst du auf die neue generalisierte Pflegeausbildung?

Das ist nicht so einfach zu beantworten. Eine generalistische Ausbildung für junge Menschen finde ich sehr spannend, weil sie am Ende, wie der Name schon sagt, überall eingesetzt werden können. Aber für die Altenpflege wird es sehr schwierig werden. Wenn ich zum Beispiel nur meine Klasse angucke: Zu Beginn waren wir 28 bis 30 Leute, Durchschnittsalter 36, viele Quereinsteiger:innen, viele Altenpflege-Helfer:innen, die schon zehn oder 15 Jahre in dem Beruf gearbeitet hatten und die dann gesagt haben: „Jetzt sind meine Kinder groß, ich will nochmal was Anderes machen.“ Die machen dann diese Ausbildung. In der Generalistik wird es das nicht geben. Ich selber habe es auch nicht gemacht, denn wenn man sagt, man will Altenpfleger:in werden, dann will man eben mit alten Menschen zusammenarbeiten. Als junger Familienvater konnte ich mir damals nicht vorstellen, auf einer Kinderstation zu arbeiten. Ein weiterer Punkt ist: Ich finde, dass die generalistische Ausbildung zu sehr Richtung Studium organisiert wird. Die Leute müssen viel selbst machen, es wird viel am Standort gearbeitet, aber die Arbeit am Patienten, die Arbeit am Menschen fehlt.

Dadurch wird aus meiner Sicht der Fachkräftemangel, den wir schon jetzt haben, nur noch schlimmer. Ich denke, in fünf bis zehn Jahren werden wir noch weniger Pflegefachkräfte haben, sei es Generalist:innen oder Altenpfleger:innen. Und das Problem wird sich noch mehr verstärken, weil die Quereinsteiger:innen (und das sind sehr viele Menschen) dadurch einfach abgeschreckt werden.

Hattest du die Chance, im Rahmen deiner Ausbildung zur Altenpflegefachkraft ein Auslandspraktikum zu machen?

Na ja, ich war zumindest für ein Auslandspraktikum angemeldet. Aber dann hat uns die Corona-Krise einen Strich durch die Rechnung gemacht, weil es genau in die Zeit fiel, wo die Grenzen alle dicht waren.

Wo wäre es hingegangen mit Erasmus+?

Wir hatten uns für Norditalien entschieden. Daraus wurde dann leider nichts.

Wie schade! Aber mit dem Erasmus+ Programm kannst du noch bis ein Jahr nach deinem Ausbildungsabschluss ins Ausland fahren. Also, falls du dir die Zeit noch irgendwie einräumen kannst?

Ich würde es dann jetzt privat mit meiner Familie machen.

Du kennst die WBS SCHULEN gut, du kennst deren Herzlichkeit, hast dort offenbar viele schöne Dinge erlebt. Trotzdem: Gibt es noch etwas, was sie besser machen könnten?

Also, ich muss sagen, dass ich es sehr beeindruckend fand, mitzuerleben, wie kompetent und wie schnell die Schule auf die neue Corona-Situation reagiert hat. Wir konnten vom Präsenzunterricht relativ easy ins Homeschooling wechseln. Ich habe ja mitbekommen, wie schlecht es woanders lief, zum Beispiel, bei meinen Kindern und bei meiner Frau im öffentlichen Dienst. Da ging so gut wie gar nichts. Das war schon sehr beeindruckend, wie die WBS SCHULEN das gelöst haben, erst mit einer eigenen Plattform, dann mit Microsoft Teams. Das war für mich sehr, sehr spannend. Man merkte halt, dass sie mit uns zusammen gestalten und wachsen wollten. Ohne diese Umstellung, die schnell und professionell verlief, hätte ich meine Ausbildung zur Altenpflegefachkraft mit Sicherheit nicht geschafft.

Was wirst du zukünftig in deinem Pflegedienst und auch in der Zusammenarbeit mit deinem Team anders machen?

Ich werde Touren fahren. Und zwar nicht mehr nur mitfahren, sondern alleine, damit ich weiterhin nah an unseren Patient:innen bin und damit ich einfach auch auf deren Probleme ganz anders eingehen kann. Damit ich alles wirklich miterlebe. Und dann müssen wir gucken, wie wir uns aufstellen, wie es weitergeht, was wir vorhaben, was wir weiter planen. Es wird noch ein spannendes Jahr.

Wirst du mit deinem Ausbildungsbetrieb in Verbindung bleiben?

Na klar! Wir haben ja Generalist:innen, die über die WBS zu uns kommen, im Wechselpraktikum. Alleine deshalb werden wir weiterhin in Kontakt bleiben.

Sehr schön. Danke für das Interview und viel Erfolg weiterhin, lieber Dominik.

Du möchtest gerne im Pflegebereich arbeiten?

Bei den WBS SCHULEN wirst du zum echten Allroundtalent in der Pflege.


Starte jetzt deine Ausbildung

Das könnte dich auch interessieren.

Praktikum mit ERASMUS+.

Du hast Lust, ganz unkompliziert einige Wochen im EU-Ausland zu arbeiten? Die WBS SCHULEN bieten dir die Gelegenheit, im Rahmen deiner Ausbildung ein mehrwöchiges Praktikum bei einer unserer renommierten Partner:innen zu absolvieren.

Mehr Infos zu Erasmus+

Systemrelevante Berufe.

Systemrelevante Berufe sichern die Grundversorgung einer Gesellschaft und sorgen dafür, dass das bestehende "System" auch in Krisensituationen am Laufen gehalten wird. Welche Bereiche und Jobs systemrelevant sind, erfährst du hier.

Artikel lesen

Vom Azubi zur Lehrkraft.

Wo man auch hinschaut: Pflegekräfte werden in Deutschland händeringend gesucht. Lies den spannenden Weg von Stephanie Österreicher, die nach ihrer Altenpflegeausbildung den Perspektivwechsel vom Azubi zur Lehrerin gewagt hat.

Zum Interview