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Weiterbildung: Nachhaltigkeit – „Das ist inzwischen eine richtige Bewegung!“

Du hast dich entschieden, eine Weiterbildung zu machen, möchtest aber dein Arbeitsleben in den Dienst der Nachhaltigkeit stellen? Oder gern endlich einen Job mit Sinn finden? Damit bist du nicht allein; immer mehr Menschen wünschen sich, mit ihrer Arbeit auch etwas Positives für die Gesellschaft und die Umwelt zu bewirken. Die gute Nachricht: Es gibt dafür durchaus einen Arbeitsmarkt!

Denn auch wenn wir zeitweise das Gefühl haben, von schlechten Nachrichten überrollt zu werden – es passieren auch gute Dinge: Neue Gesetze zugunsten der Umwelt, zum Schutz der Menschenrechte oder zur strengeren Kontrolle globaler Lieferketten werden erlassen. Und damit entstehen neue Jobs! Für diesen Bedarf entwickeln wir möglichst zeitnah passende Weiterbildungen. Unser Trainer Sebastian Pohl bildet Nachhaltigkeitsmanager:innen aus und hat gerade die Premiere des neuen Kurses „Menschenrechtsbeauftragte für Lieferketten“, kurz MebLi, geschafft. Er ist total begeistert von seinen Teilnehmenden und dem neuen Lernstoff. Lies hier, warum.

Sebastian, du hast gerade die ersten frisch gebackenen „Menschenrechtsbeauftragten für Lieferketten“ in die Arbeitswelt verabschiedet. Der Kurs ist im Frühjahr 2023 neu gestartet – wie kam es dazu?

Richtig, der Kurs ist brandneu und da die Berufsbezeichnung ganz schön lang ist, benutze ich im Folgenden unsere Abkürzung: MebLi. Wir haben mit dem Kurs auf eine sehr aktuelle Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt reagiert: Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist seit Januar 2023 in Kraft. Es verpflichtet Unternehmen ab einer Größe von 3.000 Mitarbeitenden dazu, mithilfe eine:r MebLi ihrer Verantwortung nachzukommen: Beispielsweise der Schutz vor Kinderarbeit, das Recht auf faire Löhne, Umweltschutz und Arbeitssicherheit müssen entlang der gesamten Lieferketten gewährleistet sein. Interessant für uns: Die Aufgabe darf nicht an Dienstleister delegiert werden und einer bereits bestehenden Stelle den Schutz der Menschenrechte aufzuhalsen, halten wir für nicht praktikabel – dazu ist das Thema zu komplex. Das bedeutet, es entsteht gerade in vielen Unternehmen ein dringender Bedarf an gut ausgebildeten Fachleuten. Und für die ist unsere Weiterbildung konzipiert.

Da wart ihr aber schnell – klappt denn beim ersten Mal gleich alles wie geplant?

Das Gesetz wurde 2021 entworfen und verabschiedet, seit Januar ist es bindend. Das Regelwerk ist so neu, dass mache Formulierungen im Behördendeutsch noch Auslegungssache sind und nicht präzise genug. Meine Teilnehmenden wollen es aber genau wissen, schließlich bereiten sie sich auf einen Job mit viel Verantwortung vor. Also kommt es auch mal vor, dass ich direkt bei der zuständigen Behörde, dem BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) anrufe, um nachzufragen. Die sind dort tatsächlich ganz froh, sehr hilfsbereit und bemüht, zu präzisieren.

Seit Januar 2023 gilt das Lieferkettengesetz und verpflichtet Unternehmen menschenrechtliche und bestimmte umweltbezogene Sorgfaltspflichten in ihren Lieferketten zu berücksichtigen. Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden müssen bestimmte Auflagen erfüllen, um den Vorgaben zu folgen. Dazu gehört die Benennung einer verantwortlichen Person, die sich um die Themen Risikomanagement und -analyse, Prävention, Beschwerdemanagement und die Dokumentation sowie Berichterstattung kümmert.

„Der Job erfordert diplomatisches Geschick.“


Sebastian Pohl | Trainer bei WBS TRAINING

Worin besteht denn im Einzelnen die verantwortungsvolle Aufgabe, die ein:e MebLi im Unternehmen hat?

Die Grundlage der Arbeit sind übergeordnet die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und die völkerrechtlichen Grundlagen zum Thema Menschenrechte. Das neue Gesetz verpflichtet Unternehmen, die Risiken in ihren Lieferketten zu ermitteln, zu bewerten und schließlich Maßnahmen zur Minimierung zu entwickeln. Konkret bedeutet das beispielsweise, ein Textileinzelhändler muss dafür Sorge tragen, dass es den Arbeiter:innen am Produktionsstandort in Bangladesch gut geht, sie fair bezahlt werden und Pausen machen. Also kommt zur Schreibtischarbeit, dem Dokumentieren und Recherchieren, auch mal eine Geschäftsreise. Die Recherche endet nicht am Bildschirm.

Tatsächlich eine spannende Aufgabe – welche Eigenschaften sollten MebLi dafür mitbringen?

Natürlich haben MebLi eine Kontrollfunktion, sind manchmal sogar detektivisch unterwegs. Aber sie sind eben auch Kommunikatoren und Vermittler. Der Job erfordert deshalb diplomatisches Geschick, aber auch ein gewisses Standing und Selbstbewusstsein im Umgang mit unterschiedlichen Persönlichkeiten. Eine enge und idealerweise vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung ist Voraussetzung, aber Nachhaltigkeit betrifft alle Menschen einer Firma, vom promovierten Akademiker bis zur Arbeiter:in am Band. Die Arbeiter:in hat nicht so viel Entscheidungsspielraum, vielleicht würde sie lieber umweltschonender arbeiten, aber das System erlaubt es ihr – noch – nicht. Aber wir sollten nie davon ausgehen, dass es ihr egal ist.

MebLi erhalten also Einblicke in alle Bereiche eines Unternehmens?

Ja, sie kommunizieren mit allen Ebenen und beauftragen nach Bedarf auch externe Dienstleister. Beim Besuch einer Produktionsanlage kann es auch mal sein, dass Befragung und aufmerksame Beobachtung nicht genügen und man beispielsweise mit einer vor Ort tätigen NGO (gemeinnützige Organisation) kooperiert, um an Informationen zu kommen. Nicht zu unterschätzen ist die Kommunikation innerhalb der Firma auf Management-Ebene. Nachhaltigkeit bedeutet meistens Veränderung, und die mögen nicht alle. Entscheidend ist, zu verstehen, wie die Kolleg:innen ticken, was sie bewegt und ihnen zu vermitteln, dass die Veränderung Chancen bietet und keine Bedrohung ist.

„Veränderung bietet Chancen und ist keine Bedrohung.“


Sebastian Pohl | Trainer bei WBS TRAINING

Wie bereitet ihr die Teilnehmenden auf so ein komplexes Aufgabenfeld vor?

Im Kurs erhalten die Teilnehmenden eine fundierte Wissensgrundlage. Sie kennen die rechtlichen Rahmenbedingungen und wissen, wie sie Aussagen überprüfen oder Sachverhalte hinterfragen können. Die acht Wochen der Weiterbildung sind gut gefüllt mit Themen wie Recht, Risiko- und Beschwerdemanagement, Beschaffungsmanagement, Compliance. Aber wir büffeln nicht nur Theorie – mit Experteninterviews, Serious Games und Projektarbeiten lernen die Teilnehmenden lebendig und praxisorientiert. Es gibt häufig lebhafte Diskussionen, alle haben ja ihren beruflichen Background und tragen mit spannenden Fragen und Erfahrungsberichten zum Gelingen bei.

Funktioniert das denn – Rollenspiele im 3D-Learnspace?

Das gemeinsame Arbeiten im 3D-Learnspace ist großartig. Für mich ist es angenehm, weil ich gar nicht so gern live vor vielen Menschen spreche und am Rechner viel einfacher kurz etwas recherchieren kann, um Fragen direkt zu beantworten. Aber vor allem ist es für die Teilnehmenden klasse: Alle kommen zu Wort und bekommt ihren Raum und Zeit, sich auszuprobieren. Geht es mal hoch her in der Diskussion oder stelle ich Wissensunterschiede fest, kann ich Arbeitsgruppen einteilen und mich um Einzelne kümmern. Rollenspiele sind ganz wichtig bei so heißen Themen wie Change Management – und um Veränderung geht es ja. Zwei Personen können einen Dialog ausprobieren, beispielsweise „störrische Geschäftsführung“ und „neuer, ambitionierter MebLi“. Der Kurs hört zu und kann anschließend Feedback geben, wie in einem echten Klassenraum. Der große Vorteil im 3D-Learnspace: die Avatare erröten nicht oder zappeln nervös auf dem Stuhl, so bleibt ein gewisser Schutzraum. Eine Teilnehmerin war nicht deutsche Muttersprachlerin und unsicher, ob sie frei sprechen kann. Ich habe sie ermutigt mit ihrem Avatar vor die Klasse zu treten und sich auszuprobieren und sie war hinterher erleichtert und froh über die Möglichkeit. Interkulturelle Kompetenz ist auch ein Thema im Nachhaltigkeitsmanagement-Kurs, da lernen alle von solchen Situationen – und das in der komfortablen Sicherheit am Arbeitsplatz zu Hause.

„Rollenspiele sind ganz wichtig bei so heißen Themen wie Change Management.“


Sebastian Pohl | Trainer bei WBS TRAINING

Was haben die Teilnehmenden denn für berufliche Hintergründe?

Die erste Gruppe war sehr gemischt, vom Uniabsolventen, der gerade über das Lieferkettengesetz seine Thesis geschrieben hat, bis zur promovierten Physikerin, die sich neues Wissen aneignen will. Manche finden das so interessant, dass sie nach dem MebLi, auch noch den NAMAN, den Nachhaltigkeitsmanagement-Kurs machen wollen. Umgekehrt übrigens auch. Was fast alle vereint, ist das Bedürfnis, etwas Sinnvolles zu tun, sich aktiv für die Nachhaltigkeitsziele einzusetzen. Alle sind mit großem Engagement bei der Sache und einige halten weiterhin Kontakt – untereinander und auch mit mir. Ich habe immer mehr den Eindruck, Nachhaltigkeit ist eine richtige Bewegung und wir sind ein Teil davon!

Wie schätzt du die Chancen für nachhaltige Jobs in Zukunft ein?

Sehr gut – das deutsche Lieferkettengesetz ist ein Anfang, aber die EU wird nachziehen und die Auflagen werden sich verschärfen. Letztendlich profitieren Unternehmen davon, denn Verbraucher:innen werden immer kritischer und die Corporate Social Responsibility (Gesellschaftliche Verantwortung eines Unternehmens) ist letztlich auch ein Wettbewerbsvorteil. Es gibt auf jeden Fall auch in Zukunft eine Menge zu tun für gut ausgebildete und motivierte Menschen.

Was gibst du deinen Absolvent:innen mit auf den Weg?

Ich rate den MebLi und Nachhaltigkeitsmanager:innen zwei Dinge:

  • Informiert euch gut über den Betrieb, den ihr euch aussucht. Schaut euch an, mit welchen Siegeln oder Zertifikaten sich da geschmückt wird. Greenwashing ist ein großes Thema und wenn echte Nachhaltigkeit gar nicht gewollt ist, sondern nur zu Marketingzwecken propagiert wird, wirds auf Dauer frustrierend. Ihr seid überzeugt von dem, was ihr gelernt habt – also reibt euch nicht auf, sondern sucht euch einen Job, in dem ihr wirklich etwas bewegen könnt.
  • Hört nie auf, euch über das Weltgeschehen zu informieren. Schaut Parlamentsfernsehen, abonniert Newsletter, lest Gesetzestexte. Alles, was in der Politik los ist, müsst ihr wissen, damit euch keiner was erzählen kann. Schult eure Urteilskraft, vernetzt euch und tauscht euch aus!

Wer ist Sebastian Pohl?

Die Themen Nachhaltigkeit und Kommunikation haben Sebastian schon immer begleitet. Nach seinem Politikwissenschaft- und Jurastudium arbeitete er mit seiner PR-Agentur unter anderem für kommunale Energieprojekte. "Wie sag ich den Leuten, dass sich was verändern wird?" umschreibt er die Kommunikationsaufgabe.

Ehrenamtlich engagiert er sich für die Energiewende und entdeckte sein Talent als Trainer 2016 eher zufällig – als Vertretung. Überrascht stellte er fest, dass ihm Unterrichten richtig Spaß macht. "Ich genieße den lebhaften Austausch auf Augenhöhe. Jedes Mal lerne ich auch etwas von meinen Teilnehmer:innen. Und wir bleiben meist über den Kurs hinaus vernetzt. Mein LinkedIn-Profil hab ich mal angelegt und dann vergessen – seit den Weiterbildungen zum Thema Nachhaltigkeit ist da richtig was los!"

„Die Corporate Social Responsibility eines Unternehmens ist ein Wettbewerbsvorteil.“


Sebastian Pohl | Trainer bei WBS TRAINING

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Du hast Interesse an dem Kurs?

Die Weiterbildung zum Menschenrechtsbeauftragten für Lieferketten macht dich zur Hüter:in der UN-Nachhaltigkeitsziele in Bezug auf Menschenrechte!

Das Video fasst noch einmal kompakt die wichtigsten Informationen zum Kurs für dich zusammen:

  • Kursinhalte
  • Deine Perspektiven nach der Qualifizierung
  • Deine Vorteile

 

 

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