Zwischen Schule und Rettungswagen.
Humor gehört dazu: Ein Azubi berichtet.

Ausbildung zum Notfallsanitäter: Wie Frederik die Dreharbeiten zu einer Doku-Serie mit einem sozialen Beruf vereint.

Vom Auszubildenden zum Fernsehstar: Frederik Liese absolviert eine Ausbildung zum Notfallsanitäter bei den WBS SCHULEN und spielt gleichzeitig bei einer sehr beliebten Fernsehsendung von SAT.1 mit. Beide Standbeine managt er optimal in seinem Alltag.

Lieber Frederik, erzähl doch zuerst mal kurz, wer du bist.

Hallo, ich bin der Freddi. Ich bin 21 Jahre alt und seit September 2021 bei den WBS SCHULEN in Dresden als Auszubildender Notfallsanitäter. Nebenbei bin ich noch Protagonist in der Sendung „Lebensretter hautnah – Wenn jede Sekunde zählt“ von SAT.1.

Wie ist bei dir der Wunsch entstanden, im Rettungswesen zu arbeiten und eine Ausbildung zum Notfallsanitäter zu absolvieren?

Der Wunsch, eine Ausbildung zum Notfallsanitäter zu machen, ist relativ speziell entstanden. Ich hatte überhaupt nicht vor, in die medizinische Richtung zu gehen, weil meine Eltern beide Ärzt:innen sind und ich sehe, dass sie sehr viel arbeiten. Allerdings wollte ich schon immer etwas machen, bei dem ich Menschen helfe, wusste aber nach der Schule nicht so genau, was das Richtige für mich ist. Da hat mein Vater mir empfohlen, einen Rettungssanitäter:innen-Kurs zu absolvieren, der nur drei Monate dauert. Dieser Vorschlag hat mir gut gefallen, weil ich so erstmal ein bisschen Geld verdienen konnte und zusätzlich eine andere Perspektive bekommen habe. Während der Ausbildung habe ich gemerkt, dass die Notfallmedizin extrem interessant ist. Ich war begeistert und seitdem ist der Wunsch, als Notfallsanitäter zu arbeiten, auf jeden Fall beständig geblieben. Umso mehr freue ich mich, dass es jetzt geklappt hat und ich mit der Ausbildung starten konnte.

Was ist die wichtigste persönliche Eigenschaft, die eine Notfallsanitäter:in braucht?

Frederik Liese: Ausbildung zum Notfallsanitäter

Als Notfallsanitäter:in brauchst du nicht nur eine einzige Eigenschaft, die dich für den Beruf qualifiziert, sondern du brauchst viele verschiedene Eigenschaften.

  • Das Wichtigste ist definitiv, dass du eine große Hilfsbereitschaft mitbringst. Das ist aus meiner Sicht der Hauptgrund, wieso man diesen Job machen sollte. Schließlich sind Notfallsanitäter:innen mit sehr vielen stressigen Situationen konfrontiert, in denen sie einen kühlen Kopf bewahren müssen.
  • Und da komme ich schon zur nächsten wichtigen Eigenschaft: die Belastbarkeit. Du musst einiges aushalten können.
  • Was ebenfalls extrem wichtig ist, ist eine ordentliche Portion Humor. Sonst kommst du nicht weit. Das braucht man einfach manchmal, um die Einsätze gut zu verarbeiten.

Wie kam es, dass du als Darsteller für diese SAT.1-Produktion gecastet wurdest?

Als ich noch als Rettungssanitäter mitgefahren bin, kam ich mal vom Dienst zurück und habe das Auto in die Halle gestellt. Mein Chef kam schon grinsend auf mich zu und hat mir von der Idee erzählt. Er meinte, dass wir ein Bewerbungsvideo für die Sendung drehen müssen. Das habe ich dann mit meinem jetzigen Praxisanleiter gemacht, der ebenfalls in der Sendung zu sehen ist. Zum damaligen Zeitpunkt haben das alle Dresdner Rettungsteams gemacht und sich beworben. Wir haben unser Video dann abgeschickt und die SAT.1-Redaktion hat sich schließlich für uns entschieden.

Wie reagieren deine Mitschüler:innen auf deine Mitwirkung bei der SAT.1-Produktion?

Als bekannt wurde, dass ich in der Sat.1-Sendung „Lebensretter hautnah“ mitspiele, waren natürlich alle erstmal überrascht. Aber inzwischen finden es meine Mitschüler:innen eigentlich ganz toll und sind sogar ein bisschen zu meinen Fans geworden. Was natürlich nicht ausbleibt: ab und zu mal ein lockerer Spruch. Aber das finde ich eigentlich immer lustig. Und ja, es freut mich, dass es ihnen so gut gefällt. Trotzdem bin ich immer noch einfach ihr Mitschüler Freddi. Das ist mir sehr wichtig.

Wie erlebst du die Drehtage und wie bereitest du dich darauf vor?

Ein Drehtag beginnt damit, dass man noch ein bisschen früher kommen muss, als zum regulären Schichtbeginn. Schließlich muss die Technik vorbereitet werden. Ich bekomme das Mikro angesteckt und die Bodycam umgehängt. Anschließend checken wir – wie vor jedem Einsatz – den Rettungswagen, weil auch darin teilweise gefilmt wird. Das ist eigentlich der größte Unterschied zu einem normalen Arbeitstag. Die beste Vorbereitung ist daher eine gute Mütze Schlaf. Die zusätzliche Zeit muss ich letztlich auch im Anschluss an den Dreh einplanen. Aber der Spaß, den wir beim Dreh oft haben, macht das wieder wett.

Erzähl mal, welche lustigen Situationen gibt es bei euch während des praktischen Unterrichts in der Schule?

Die lustigsten Situationen im praktischen Unterricht in der Schule entstehen meist dann, wenn die Dozent:innen beispielsweise eine Stehlampe spielen oder den Angehörigen eines Patienten. Da gibt es immer sehr viele Lacher. Ansonsten haben wir eine wichtige Regel: In den Fallbeispielen lachen wir nicht übereinander. Das finde ich echt wichtig. Aber klar, manchmal gibt es halt lustige Situationen oder auch Übungen, die wir machen, oder Skills, die wir lernen, bei denen man nicht ernst bleiben kann. Die Stimmung ist jedenfalls immer sehr locker bei uns und wir agieren auf Augenhöhe. Deswegen haben wir häufig viel Spaß zusammen.

Wie gehst du mit den Erlebnissen im Dienst um?

Im Dienst gibt es ab und zu mal Erlebnisse, die mich ein bisschen mitnehmen. In so einem Fall ist der allererste Schritt – und das ist eine Sache, die man nach jedem Einsatz machen sollte – die Nachbesprechung. Das bedeutet, dass wir im Team schwierige Erlebnisse besprechen und fragen, wie die anderen die Situation empfunden haben. So kann ich mir schon mal ein paar Sachen von der Seele reden. Das hilft ungemein. Und wenn ich wirklich merke, dass es einfach noch nicht genug ist, gibt es von den Maltesern und auch anderen Organisationen Seelsorgedienste für uns, an die wir uns wenden können. Mir persönlich ist das wirklich wichtig, weil die psychische Gesundheit oft vernachlässigt wird.

Bekommst du während deiner Ausbildung zum Notfallsanitäter irgendeine Art von psychologischer Betreuung oder Unterstützung?

In der Schule ist es Standard, dass wir über unsere Einsätze sprechen, wenn wir aus den Praxisphasen wiederkommen. Wir tauschen uns in der Klasse darüber aus, vor allem über die Einsätze, die psychisch herausfordernd oder erschreckend waren. Besonders hilfreich dabei sind unsere Dozent:innen, die ihre Erfahrungen an uns weitergeben, mit vielen Tipps, um die Erlebnisse gut zu verarbeiten.

Wie hat dich dein Beruf verändert? Welchen Blick hast du heute auf die Welt?

Eine Sache, die der Beruf im Rettungsdienst bei mir bewirkt hat: Ich bin selbstbewusster geworden. Ich habe gelernt, schnell Entscheidungen zu treffen, dafür geradezustehen und diese Entscheidungen anschließend zu verteidigen. Das hat mich definitiv vorangebracht. Der Beruf hat zudem meine Sicht auf die Gesellschaft verändert. Ich merke immer häufiger, dass wir zurzeit in einer ganz neuen Ellbogengesellschaft leben. Leider wird viel zu oft gegeneinander gearbeitet und nicht miteinander und auch eher übereinander gesprochen, als miteinander. Das zu ändern könnte schon sehr viel Positives bewirken, davon bin ich überzeugt.

Welche präventive Maßnahme im Unfallzusammenhang ist aus deiner Sicht in der breiten Bevölkerung noch viel zu wenig bekannt?

Es gibt auf jeden Fall präventive Maßnahmen, die uns im Rettungsdienst sehr helfen würden. Das fängt bei der ganz normalen Zivilcourage an. Es ist schon äußert wertvoll, wenn die zivile Bevölkerung einer Person, die sich verletzt hat oder einen Unfall hatte, beisteht und gut zuredet. Leider haben viele Angst davor, etwas falsch zu machen. Ich denke, das ist häufig der Grund dafür, warum sie in einer Notsituation nicht helfen. Aber helfen ist überhaupt nicht schwierig. Man kann nicht viel falsch machen, insbesondere dann nicht, wenn man den Rettungsdienst ruft und sich bis zu dessen Eintreffen um die hilfsbedürftige Person kümmert. Das hilft schon ungemein. Also: Keine Angst!

Welche Lernmethoden findest du am effektivsten bei den WBS SCHULEN?

Welche Lernmethode am besten funktioniert, das ist natürlich von Person zu Person verschieden. Bei mir persönlich ist es der praktische Unterricht, der mich weiterbringt, weil ich da am effektivsten aus meinen Fehlern lerne und ich mir so die Sachen am besten einpräge. Hinzu kommt, dass für mich in diesem Fall das Erfolgserlebnis deutlich höher ist. Natürlich kann man nicht ausschließlich praktischen Unterricht machen, auch die Theorie ist wichtig. Der Unterricht wird von unseren Dozent:innen sehr abwechslungsreich gestaltet und das gefällt mir sehr gut. Zudem ist das Miteinander bei uns wirklich auf Augenhöhe. Wir können mit den Dozent:innen alles besprechen und bekommen immer eine zielführende Antwort. Das erleichtert das Lernen extrem.

„Eine Sache, die der Beruf im Rettungsdienst bei mir bewirkt hat: Ich bin selbstbewusster geworden.“


Frederik Liese | Auszubildender zum Notfallsanitäter bei den WBS SCHULEN

Wie gut fühlst du dich mit den WBS SCHULEN auf deinen Job vorbereitet?

Das Niveau bei WBS SCHULEN ist auf jeden Fall sehr hoch. Man muss wirklich viel tun, um gut abzuschneiden. Aber ich denke, genau das ist der entscheidende Faktor dafür, dass wir später erfolgreich sind. Außerdem wird uns nur evidenzbasiertes Wissen vermittelt und die Quellen werden jeweils an uns weitergegeben.

Was gefällt dir am besten an deinem Beruf?

Der Beruf Notfallsanitäter:in oder generell die Arbeit im Rettungsdienst ist wirklich abwechslungsreich. Ich komme sehr viel herum, erlebe viele verschiedene Situationen mit unterschiedlichen Menschen. Es wird einfach nie langweilig. Zudem können wir unsere Pausen so gut es geht selbst gestalten. Das ist natürlich auch schön. Und am Ende des Tages gehe ich mit einem guten Gefühl nach Hause, weil ich genau weiß, dass ich Menschen geholfen habe. Dieses Gefühl erhält man in anderen Berufen vielleicht nicht unbedingt. Deswegen lohnt es sich für mich jeden Tag, zur Arbeit zu gehen. Es macht mir einfach Spaß.

Wie läuft das Bewerbungsverfahren für die Ausbildung zur Notfallsanitäter:in ab?

Ich habe mich direkt bei meiner Rettungswache beworben. Das Team dort hat sich aus dem Pool aller Bewerbungen die neuen Azubis ausgesucht. Da wurde natürlich genau geschaut, wer die besten Anschreiben mit der entsprechenden Motivation verfasst hat. Danach wurden insgesamt 50 Bewerber:innen zu einem speziellen Bewerbertag eingeladen. Dort ging es darum, sich selbst in einem kurzen Vortrag zu beschreiben und anschließend Fragen zu beantworten. Auf dieser Basis haben die Träger schließlich entschieden, welche Bewerber:innen sie annehmen und uns dann mit den WBS SCHULEN zusammengebracht.

Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen dir als Azubi und den Notfallsanitäter:innen?

Genau jetzt in der Ausbildung fahre ich als Dritter im Rettungswagen mit. Das heißt, mir steht immer eine fertig ausgebildete Notfallsanitäter:in zur Seite. Und das ist sehr gut, weil die natürlich im Hintergrund auch die kleinen Sachen sieht, die ich vielleicht falsch machen würde. Sicher, am Anfang ist man noch eher der „Zuarbeiter“ und in einer vorwiegend assistierenden Funktion tätig. Dennoch durfte ich schon zu Beginn bei weniger kritischen Einsätzen die Anamnese vornehmen und den Einsatz führen – natürlich immer mit dem begleitenden Blick und den Verbesserungsvorschlägen vom Notfallsanitäter. Wir haben dann gemeinsam entschieden, wie es mit dem Patienten weitergeht.

Wie sieht's aus, bekommst du Fan-Post?

Also wenn man in so einer Serie mit dabei ist, da bleibt es natürlich nicht aus, dass man Fan-Post bekommt. Ich bekomme die aber meistens nicht allein, sondern natürlich wir als Team – häufig direkt an unsere Rettungswache adressiert. Ich habe aktuell gar keinen Überblick, wie viel genau eingegangen ist, weil ich gerade in der Schule lerne und daher selten auf der Wache war. Aber es häuft sich inzwischen. Ich habe gehört, dass wir noch ein bisschen Arbeit vor uns haben – wir beantworten unsere Fan-Post selbstverständlich mit unterschriebenen Autogrammkarten. Und ja, in den sozialen Netzwerken bekomme ich natürlich auch immer mal wieder Anfragen.

Lieber Freddi, wir danken dir für dieses spannende Gespräch und drücken dir schon jetzt die Daumen für deine Abschlussprüfungen.

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