- Agiles Arbeiten bedeutet: flexibel auf Veränderung reagieren, selbstorganisiert handeln und in kurzen Sprints Ergebnisse liefern.
- Agile Methoden wie Scrum entstanden in der Softwareentwicklung und werden heute in vielen Branchen angewendet.
- Zertifiziertes agiles Management als Scrum Master:in oder Agile Projektmanager:in ist eine gesuchte Kompetenz bei Führungskräften und kann deine Karriere voranbringen.
Agiles Arbeiten, SCRUM, Kanban, Sprints – Buzzwords, die du schon mal gehört hast, aber nicht so recht einordnen kannst? Geht nicht nur dir so. In diesem Ratgeber erfährst du alles über agiles Arbeiten anhand von Beispielen. Du findest Antworten auf die häufigsten Fragen und bekommst Inspiration für deine eigene berufliche Entwicklung.
Agiles Arbeiten – was bedeutet das?
Stelle dir vor, du arbeitest an einem neuen Projekt, sagen wir: einer Banking-App. In der klassischen Welt würdest du gemeinsam mit deinem Team erstmal ein ausführliches Konzept schreiben, jedes Detail ausarbeiten, Regeln und Guidelines beackern und dann aufwändig entwickeln, bevor die App zum ersten Mal das Licht der Welt erblickt.
Was aber, wenn sich unterwegs die Bedürfnisse der Nutzer:innen ändern? Oder eine neue Technologie auftaucht? Oder wenn jemand im Team eine geniale Idee hat, die nicht ins ursprüngliche Konzept passt? Im schlimmsten Fall kommt von Kund:inseite dann auch noch der Kommentar: „Haben wir uns irgendwie anders vorgestellt.“ Genau hier kommt agiles Arbeiten ins Spiel.
Flexibel auf Veränderung reagieren.
Agiles Arbeiten bedeutet, flexibel, selbstorganisiert und in kurzen Etappen zu arbeiten – den sogenannten Sprints. Dabei kann schnell auf Veränderungen reagiert werden; nach jedem Sprint wird Feedback eingeholt und direkt umgesetzt. Teams arbeiten eigenverantwortlich und verbessern sich kontinuierlich, ebenso wie ihr Produkt.
Das Wort agil kommt vom lateinischen „agilis“ und bedeutet beweglich oder wendig. Agiles Arbeiten entstand ursprünglich in der Softwareentwicklung. Eine Gruppe von Entwicklern (nur männlich) veröffentlichte 2001 das „Agile Manifesto“ im US-Bundesstaat Utah, so war die Methode geboren und begann, sich auszubreiten. Heute hat diese Art zu arbeiten längst andere Branchen erreicht – von der Produktion über das Marketing sogar bis in den öffentlichen Dienst.
Die Grundlage des agilen Arbeitens: Vier Prinzipien, die alles verändern.
In ihrem Agile Manifesto definierten die Entwickler damals vier Prinzipien, die bis heute Gültigkeit haben:
- Menschlicher Austausch ist wichtiger als Prozesse. Statt stur Handbücher abzuarbeiten, steht die Kommunikation des Teams im Vordergrund. An die Stelle langer Mails, die hin- und hergehen, treten regelmäßig kurze Stand-ups, um Fragen zu klären.
- Funktionierende Software (oder jedes andere Produkt) ist wichtiger als perfekte Dokumentation. Lieber heute ein guter Prototyp als ein perfektes Produkt in zwei Jahren. Wie sagt man so schön: „Done is better than perfect.“
- Zusammenarbeit mit Kund:innen ist wichtiger als Vertragsverhandlungen. Statt sich in endlosen Abstimmungen zu verlieren, wird kontinuierlich und eng mit Kund:innen und Kolleg:innen zusammengearbeitet. Jede Idee kann zu einer Innovation führen.
- Reagieren auf Veränderung ist wichtiger als das starre Befolgen eines Plans. Pläne sind wichtig – aber sie sollten nicht in Stein gemeißelt sein. Agile Teams fragen nicht „Steht das so im Plan?“, sondern „Was brauchen wir jetzt?“
Die häufigsten Fragen zum agilen Arbeiten.
Nein. Auch Schulen, Agenturen, Verwaltungen oder Produktionsunternehmen nutzen agile Prinzipien. Überall dort, wo du auf Veränderungen flexibel reagieren musst, ist Agilität sinnvoll. Von der Krankenpflege bis zur Marketingabteilung – agile Methoden funktionieren überall, wo Menschen zusammenarbeiten.
Ganz im Gegenteil. Agiles Arbeiten nutzt auch Struktur – aber eine andere. Statt komplizierter Pläne setzt du auf klare Ziele für die Sprints. Danach reflektierst du gemeinsam mit deinem Team: Was lief gut, was geht besser? Was oder wen brauchen wir im nächsten Sprint?
Es gibt festgelegte Rollen. In agilen Teams geht es weniger um Anweisung von oben und Kontrolle, sondern mehr um Verantwortung und Austausch auf Augenhöhe. Jede Rolle hat eine klare Aufgabe, aber niemand steht über den anderen.
Eher weniger. Agile Meetings sind kurz und knackig. Der Projekt-Kick-off mag intensiv sein, aber das typische „Daily Stand-up“ dauert in der Regel 15 Minuten – wie ein Gespräch in der Kaffeeküche, nur effektiver.
Du erkennst hier mit Eigenverantwortung und Austausch auf Augenhöhe New Work-Elemente wieder und fragst dich gerade, wie alles zusammenhängt? Dann lies auch unseren Ratgeber: Was ist New Work?
So arbeitet ein agiles Team: ein Blick auf Scrum.
SCRUM ist eine der bekanntesten Methoden im agilen Arbeiten. Sportkenner:innen mag der Begriff an ein Rugby-Match erinnern und richtig – das strukturierte „Gedränge“ nach einer Spielunterbrechung ist die Analogie. In einem SCRUM-Team gilt das Prinzip der klaren Rollenverteilung:
- Product Owner: Sie oder er ist für das „Was“ zuständig, definiert, welche Features entwickelt werden und in welcher Priorität. Quasi die Übersetzer:in zwischen Kund:inwünschen und Team.
- SCRUM Master:in: Die „agile Hebamme“. Die Person sorgt dafür, dass das Team gut arbeiten kann, beseitigt Hindernisse, organisiert Ressourcen und achtet darauf, dass die Regeln des Prozesses eingehalten werden. Gleicht eher der Rolle einer Coach:in, weniger einer Chef:in.
- Entwicklungsteam: Hier sitzt die geballte Umsetzungskraft. Die interdisziplinären Teammitglieder entscheiden selbst, wie sie das Sprint-Ziel erreichen und was oder wen sie noch dafür benötigen – ohne stetige Anweisungen von außen.

Ein konkretes Beispiel: Bei einem Software-Update würde die Person in der SCRUM-Master:in-Rolle fragen:
- Klassisch: „Schmidt, Sie programmieren Modul A. Müller macht B. Deadline ist Freitag.“
- Agil: „Wir wollen diese drei Features haben. Team, wie teilt ihr euch das auf? Was braucht ihr von mir?“
Die Führungskraft wird nicht überflüssig, sondern ihre Funktion wandelt sich vom Kontrollieren zum Ermöglichen. Viele Führungskräfte berichten, dass dies zwar ungewohnt, aber letztlich befriedigender ist.
Willst du tiefer in das Thema moderne Führung einsteigen? Dann lies doch gleich unseren Ratgeber über Führung im New Work-Zeitalter.
Die beliebtesten agilen Methoden und was sie können.
- Scrum: Funktioniert wie ein Rugbyspiel: kurze, intensive Sprints (meist 2–4 Wochen) mit klaren Zielen. Am Ende jedes Sprints steht ein funktionierendes Zwischenergebnis.
- Kanban: Stelle dir eine To-do-Liste vor, die lebt und atmet. Aufgaben wandern von „To Do“ über „In Arbeit“ zu „Testen“ zu „Erledigt“ – und alle sehen sofort, wo was steht. Toyota hat diese Methode erfunden, um die Autoproduktion zu optimieren. Du kennst das Prinzip wahrscheinlich von digitalen Tools wie Trello, Asana oder Jira.
- Design Thinking: Die Nutzer:inperspektive ist entscheidend. Hier wird immer wieder gebrainstormt, ausprobiert und verworfen – bis die perfekte Lösung entsteht. Iterative, also wiederholende Prozesse werden jedes Mal an die Anforderungen angepasst.
Was hast du von agilem Arbeiten?
In einem gut funktionierenden agilen Team kannst du profitieren, dich weiterentwickeln und idealerweise auch noch die Freude am Arbeiten steigern. Das können deine Vorteile sein:
- Mehr Mitgestaltung: Du wirst nicht nur „geführt“, sondern gestaltest aktiv mit.
- Mehr Motivation: Du siehst schneller Ergebnisse und erhältst direktes Feedback.
- Mehr Lernen: Agile Teams reflektieren regelmäßig – Fehler sind willkommen, solange du daraus lernst.
- Mehr Zukunftsfähigkeit: In einer Welt, die sich schnell verändert, ist Anpassungsfähigkeit kein Bonus, sondern Überlebensstrategie.
Der Realitätscheck: Wo agiles Arbeiten an Grenzen stößt.
Seien wir ehrlich: Nicht jeder Job eignet sich für agiles Arbeiten. Eine Herzchirurg:in wird nicht mitten in der OP das Vorgehen ändern, weil jemand eine gute Idee hat. Auch Steuerberater:innen sollten eher nicht „agil“ mit Finanzämtern umgehen.
Rollen- oder Machtkonflikte können sich als Grenze erweisen, wenn ein klassisch organisiertes Team beginnt, agil zu arbeiten. In großen Unternehmen mit klaren Hierarchien kann es eine Herausforderung sein, wenn Senior- und Junior-Positionen die gleiche Entscheidungsgewalt und Verantwortung im Scrum-Team erleben.
Wer Agilität einführen möchte, sollte Ziel und Antrieb dafür genau kennen. Anstatt nur dem Trend zu folgen, stellen sich Unternehmen am besten die Frage: Was ist der Nutzen und die Wertschöpfung, die wir erwarten? Agiles Arbeiten funktioniert dort optimal, wo Innovation, Kreativität und schnelle Anpassung gefragt sind.
Wie beginnt man am besten mit dem agilen Arbeiten?
Du bist neugierig und möchtest agile Methoden in deinem Team ausprobieren? Klasse, das geht nämlich auch in kleinen Schritten. Hier sind praktische Einstiegs-Ideen für den eigenen Arbeitsalltag:
Dauer: 10–15 Minuten
Ablauf: Jede:r beantwortet drei Fragen:
- Woran habe ich gestern gearbeitet?
- Woran arbeite ich heute?
- Welche Hindernisse habe ich?
Wirkung: mehr Transparenz, bessere Abstimmung, weniger Doppelarbeit.
- Starte mit einer einfachen Tafel (physisch oder digital, z. B. Trello, Jira, Miro).
- Spalten: To Do – In Progress – Done.
- Wirkung: Alle sehen jederzeit, wie weit Aufgaben sind und wo es hakt.
Einmal pro Monat kurz zusammenkommen und drei Fragen stellen:
- Was lief gut?
- Was lief nicht gut?
- Was ändern wir bis zum nächsten Mal?
Wirkung: Kontinuierliche Verbesserung – auch ohne Chef:in-Ansage.
- Aufgaben bewusst in feste Zeitfenster packen: „Wir arbeiten 90 Minuten konzentriert, dann checken wir den Stand“.
- Wirkung: Mehr Fokus, weniger „Verzetteln“.
- Egal, ob interne Kolleg:innen oder externe Kund:innen – Feedback nicht erst am Projektende einholen, sondern frühzeitig Zwischenergebnisse zeigen.
- Wirkung: Fehler werden früher entdeckt, Ideen schneller angepasst.
Viele große agile Transformationen haben so angefangen – nicht mit einem Riesenprojekt, bei dem von heute auf morgen alles anders ist, sondern mit kleinen Experimenten, die sich bewährt haben und dann Schritt für Schritt ausgeweitet wurden.
Wie werde ich Scrum-Master:in?
Du willst es richtig wissen und dich im Bereich agiles Management weiterbilden? Die Nachfrage nach gut ausgebildeten Scrum-Master:innen, Product Owner:innen und Agile Projektmanager:innen ist stabil und ein Scrum-Zertifikat kann deine Karriere auf jeden Fall beflügeln. Seriöse SCRUM-Master-Ausbildungen erkennst du an ein paar klaren Merkmalen. Auf diese Dinge kannst du achten, wenn du deine Recherche beginnst:
Die bekanntesten und international anerkannten Organisationen sind:
- Scrum Alliance (Certified ScrumMaster – CSM)
- scrum.org (Professional Scrum Master – PSM)
- Scaled Agile (für SAFe-Frameworks)
Diese Zertifikate sind im Lebenslauf sofort wiedererkennbar und werden von vielen Arbeitgeber:innen aktiv nachgefragt.
Achte darauf, dass die Trainer:innen selbst langjährige Praxis im agilen Arbeiten haben – idealerweise als Scrum Master:in oder Agile Coach:in.
In einer hochwertigen Ausbildung wirst du Scrum-Meetings simulieren, Backlogs erstellen und echte Sprint-Planungen üben – nicht nur Folien anschauen. Bei WBS TRAINING bearbeitest du ein Übungsprojekt, um das neue Wissen direkt anzuwenden.
Der Kurs sollte einen festen Lehrplan haben, z. B. Grundlagen, Rollen und Verantwortlichkeiten, SCRUM-Events, Artefakte, Skalierung.
Nach dem Kurs solltest du die Möglichkeit haben, eine standardisierte Prüfung bei der Zertifizierungsstelle abzulegen.
Unser Tipp: Manche Arbeitgeber:innen übernehmen die Kosten für eine Scrum-Master:in-Weiterbildung oder bieten interne Programme an. Wenn du über eine Weiterbildung nachdenkst, nimm das Thema mit in dein Personalgespräch oder frage direkt bei deinen Vorgesetzten nach.
Lies mehr über eine Weiterbildung mit Scrum-Zertifikat und lasse dich persönlich und unverbindlich beraten.
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