Führungsstile im Wandel: Wie geht Führung im New-Work-Zeitalter?

- Welche Führungsqualitäten sind gefragt?
- Klassische Führungsstile – ein Überblick.
- Was ist New Work – und wie verändert es Führung?
- Agile Führung kurz erklärt.
- Führungsstile im Wandel – Klassisch vs. New Work.
- Vier Einflussfaktoren auf den Führungsstil.
- Führungsstile und Branchen: Wo passt New Work?
- Das Toolkit der modernen Führungskraft.
- Fazit: Darum ist der Führungsstil der Zukunft agil.
Du möchtest eine Führungsaufgabe übernehmen oder bist bereits in einer Führungsposition? Die Frage nach einem zeitgemäßen, modernen Führungsstil beschäftigt dich – aber was beinhaltet der denn genau? In diesem Beitrag erhältst du einen kompakten Überblick über klassische und moderne Führungsstile, ihre Vor- und Nachteile und typische Anwendungsfelder. Du erfährst, was einen modernen, agilen Führungsstil kennzeichnet und warum er in Zukunft zum Standard werden wird.
Welche Führungsqualitäten sind gefragt?
Die Arbeitswelt verändert sich, Stichwort Arbeit 4.0, – und damit auch die Erwartungen und Wünsche an eine zeitgemäße Führungskraft. Ansagen machen und Ergebnisse kontrollieren, reicht in den meisten Branchen nicht mehr aus. Moderne Führungsstile setzen auf Vertrauen, Augenhöhe und Selbstverantwortung.
In der Welt von New Work bist du als Führungskraft weniger Anweiser:in und mehr Coach:in oder Mentor:in. Es geht darum, eine gemeinsame Vision zu schaffen, die dein Team motiviert, und fachliches wie persönliches Wachstum und Miteinander zu fördern. Empathie, Kommunikation auf Augenhöhe und echte Beteiligung stehen dabei im Mittelpunkt. Ist doch klar, denkst du jetzt? Dann lass uns kurz einen Blick in die Vergangenheit werfen und einige Begriffe definieren.
Klassische Führungsstile – ein Überblick.
Chefsache, Dienstweg oder Top-Down-Kommunikation – das sind Vokabeln aus der Ära der traditionellen Führungsstile. Um die aktuelle Transformation einzuordnen, sehen wir uns kurz die klassische Definition nach Kurt Lewin an. Denn suchst du online nach dem Stichwort Führungsstile, ist die Chance groß, seinen Namen zu finden. Dabei lebte er nur bis 1947, seine Definition ist also inzwischen beinahe 100 Jahre alt.
In den 1930er-Jahren definierte der Psychologe Kurt Lewin drei grundlegende Führungsstile:
Die Führungskraft entscheidet allein; Kontrolle, Gehorsam und klare Regeln dominieren die Zusammenarbeit.
Vorteil: Entscheidungen können schnell getroffen werden, Standardprozesse laufen zuverlässig ab und sind vorhersehbar.
Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Mitarbeitende werden einbezogen, Meinungen werden diskutiert.
Vorteil: Kreativität wird gefördert, Identifikation und damit Motivation der Mitarbeitenden steigt.
Die Führungskraft hält sich im Hintergrund; stellt Ressourcen bereit, aber Mitarbeitende entscheiden weitgehend selbst, oft ohne klare Vorgaben.
Vorteil: Großer kreativer Freiraum, bei hoher Qualifikation der Mitarbeitenden entsteht Raum für Innovation.
Was ist New Work – und wie verändert es Führung?
Die New Work-Arbeitskultur möchte durch sinnhaftes Arbeiten Motivation erzeugen, eine transparente Kommunikation pflegen und sich flexibel organisieren. Bei den Aufgaben einer Führungskraft treten Steuerung und Kontrolle in den Hintergrund. Wichtiger werden Ermöglichen, Inspiration und Vertrauen in die Fähigkeiten der Mitarbeitenden. Häufig agiert eine Führungsperson als Coach:in oder Sparringspartner:in. Zu den zentralen Werten von New Work zählen Freiheit, Selbstständigkeit und Teilhabe an der Gemeinschaft.
Zu Lewins Zeiten war die Anwesenheit am Arbeitsplatz und das korrekte Ausführen vorgegebener Aufgaben entlang strikter Hierarchien entscheidend. Heute sind in vielen Branchen die Formen der Zusammenarbeit flexibel: Freelancer:innen und Festangestellte arbeiten remote zusammen, in digitalen Teams oder in Co-Working-Spaces mit wechselnder Belegung, Arbeitszeiten variieren, Videocalls und Projektmanagement-Tools gehören zum Alltag. Elemente des agilen Arbeitens finden sich in immer mehr Teams.
Du willst noch mehr über New Work lernen? Bei dem Thema wimmelt es von Anglizismen; lies jetzt unseren Ratgeber Onboarding, Jobenrichment und mehr – New Work-Vokabular verständlich erklärt.
Agile Führung kurz erklärt.
Agilität bedeutet, schnell und flexibel auf Veränderungen zu reagieren; beweglich zu sein. Die agile Methode ist um die Jahrtausendwende in der Softwareentwicklung entstanden. Dort war und ist es sinnvoll, in kurzen Zyklen zu arbeiten. Immer wieder zu testen, Daten zu bewerten und das Produkt kontinuierlich anzupassen, führt nicht nur in der Entwicklung digitaler Produkte zum Erfolg.
Feedback, flexible Teams mit festen Rollen und hohe Eigenverantwortung kennzeichnen die Art der Zusammenarbeit, die sich längst auch in anderen Bereichen durchsetzt. Agile Führung unterstützt selbstorganisierte Teams, sorgt für klare Kommunikation, setzt auf Vertrauen und schafft Rahmenbedingungen statt Detailvorgaben.
Führungsstile im Wandel – Klassisch vs. New Work.
Klassischer Führungsstil | Agiler Führungsstil |
---|---|
Hierarchisch organisiert: Entscheidungen werden von oben getroffen, Top-Down-Kommunikation. | Flache Hierarchien und Selbstorganisation: Entscheidungen entstehen im Team. Kommunikation auf Augenhöhe. |
Kontrolle und Zielvorgaben im Fokus. | Vertrauen, Eigenverantwortung und Ergebnisorientierung. |
Führungskraft als Anweiser:in. | Führungskraft als Coach:in und Ermöglicher:in. |
Fokus auf Effizienz und Produktivität. | Fokus auf Sinnhaftigkeit, Motivation und Entwicklung. |
Standardisierte Arbeitszeiten und -orte. | Flexibles, orts- und zeitunabhängiges Arbeiten. |
Rollen sind klar definiert. | Rollen sind dynamisch und können sich verändern. |
Leistung wird auch an Präsenz gemessen. | Leistung wird an Ergebnissen gemessen. |
Strukturen und Prozesse sind festgelegt. | Prozesse können hinterfragt und angepasst werden. |
Vier Einflussfaktoren auf den Führungsstil.
Du hast nun einen Überblick über die grundsätzlichen Unterschiede alter und neuer Führungsstile. Soweit die Theorie – stark vereinfacht. Ein Führungsstil wird auch geprägt von deiner Persönlichkeit und wird letztlich durch die äußeren Anforderungen der jeweiligen Arbeitswelt mitbestimmt. Um es drastisch zu veranschaulichen: So sehr ein Kommandoton in einem IT-Startup für Befremden sorgen würde, so wenig effektiv wäre eine Diskussion über persönliche Meinungen für den Ablauf einer militärischen Operation. Nicht jeder Führungsstil passt in jede Situation und Branche. Diese Faktoren beeinflussen Führung:
Branche und Organisationsstruktur.
In hochregulierten Industrien wie dem Gesundheitswesen oder der Luftfahrt funktioniert Führung nicht ohne klare Anweisungen und Prozesse. Schließlich geht es um Sicherheit und oftmals um schnelles, zielgerichtetes Handeln. Auch die Größe eines Unternehmens bestimmt die Rolle einer Führungskraft. In einer Fertigungshalle schafft und erhält Führung andere Regeln als im Kreativteam, in einem Logistikunternehmen wirken stärkere Strukturen als in einer Kita.
Unternehmenskultur und Werte.
Jede Unternehmenskultur hat Einfluss auf das Führungsverhalten und erlaubt oder erwartet bestimmte Führungsstile. Gehören Offenheit, Transparenz und Vertrauen zu den gelebten Werten, ist ein kooperativer Führungsstil willkommen. Sind die Strukturen und Hierarchien jedoch strikt, leben Führungskräfte eher autoritäre Führungsstile vor.
Kompetenz und Generationen.
Teams aus hoch qualifizierten und motivierten Mitarbeitenden, die es gewohnt sind, eigenverantwortlich zu arbeiten und ein gemeinsames Ziel zu teilen, profitieren von dem, was Lewin den Laissez-faire-Führungsstil nannte. Liegen aber die Kompetenzen oder Altersgruppen deutlich auseinander, kann dies eine präsentere und regulierende Führung erfordern: Langjährige Team-Mitglieder können sich übergangen fühlen, wenn Neuzugänge frische Kompetenzen mitbringen, junge Mitarbeitende der Generation Z haben andere Erwartungen an Führung als ihre erfahrenen Kolleg:innen. Klare Regeln und Rollen erleichtern dann den Umgang und erhalten die Produktivität.
Digitalisierung und KI.
Digitale Anwendungen übernehmen die Arbeitsorganisation und -kontrolle. Arbeitszeiterfassung kann automatisiert werden, KI-Agenten kümmern sich um Termine, Recherche, Planung und strategische Auswertung. Führungsaufgaben wandeln sich durch die Digitalisierung. Remote Work, Datentransparenz und verfügbares Fachwissen verändern die Zuständigkeiten. Zwischenmenschlicher Austausch bekommt eine neue Bedeutung. Ein Team in digitaler Zusammenarbeit zu führen und dabei der Fürsorgepflicht gerecht zu werden oder das rechte Maß zu finden zwischen Befindlichkeiten und achtsamer Führung, erfordert neue Skills.

Führungsstile und Branchen: Wo passt New Work?
Diese Branchen funktionieren gut mit agilen Methoden in crossfunktionalen Teams und profitieren von flachen Hierarchien, viel Gestaltungsspielraum und Eigenverantwortung.
- IT- und Tech-Branche
- Kreativ- und Medienbranche
- Start-ups und Innovationseinheiten
- Beratung und Agenturen
- Bildung und Forschung
In diesen Branchen ist klassische Führung gern gesehen, feste Abläufe, Sicherheit und Präzision stehen im Vordergrund, gesetzliche Vorgaben lassen oft wenig Spielraum für flexible Modelle. Viele Strukturen sind noch stark regelbasiert – auch wenn sich das langsam ändert.
- Industrie und Fertigung
- Gesundheits- und Pflegewesen
- Öffentlicher Dienst und Verwaltung
- Steuer- und Finanzsektor
Das Toolkit der modernen Führungskraft.
Was also brauchst du, um deinen persönlichen Führungsstil zu entwickeln? Zum Werkzeug einer modernen Führungskraft gehören Kenntnisse in Digital Teamwork und Projektmanagement, Change Management und agilem Arbeiten. Dazu kommen Kommunikationstechniken und Fähigkeiten, die sowohl im Vieraugengespräch als auch im globalen Austausch wirken. Selbstmanagement und Reflexion sind weitere Aspekte moderner Führung. Diese Skills haben wir identifiziert, sie gehören zum Inhalt unserer Weiterbildungen für Führungskräfte:
- Digital Teamwork und Corporate Culture, Strategie und Struktur in der Digitalisierung
- Lernklima, Lernen und Wissensmanagement 4.0
- Change-Management in der digitalen Transformation
- Anforderungen an Führungskräfte, Rolle und Rollenverständnis
- Managerial Effectiveness
- Innovationsmanagement und Kreativitätstechniken
- Selbstmanagement und Arbeitsorganisation
- Besprechung, Beratung, Teamwork
- Klassisches Projektmanagement
- Agiles Projektmanagement und SCRUM
Fazit: Darum ist der Führungsstil der Zukunft agil.
New Work ist keine Einheitslösung und auch kein Entweder-oder. In vielen Branchen entstehen hybride Modelle, die klassische Stabilität mit moderner Führung verbinden. Dein persönlicher Führungsstil ist dann wirkungsvoll, wenn er zur Realität und zur Unternehmenskultur passt. In einer Welt, die sich ständig wandelt, brauchst du in jedem Fall ein bewegliches Mindset.
Wissen ist per Klick verfügbar, und viele Prozesse werden von KI-basierten Anwendungen übernommen. Administrative Aufgaben lassen sich also zunehmend delegieren, aber globale Ereignisse fordern qualifizierte Entscheidungen und flexibles Handeln. Kaum ein Unternehmen ist heute nicht international vernetzt und bleibt unberührt von neuen Zöllen, Umweltkatastrophen, Pandemien oder politischen Spannungen. Agiler Führungsstil ist deshalb kein vorübergehender Trend, sondern reagiert beweglich in dynamischen Zeiten: Zusammenarbeit statt Ansage, lebenslanges Lernen statt Wissen und Umdenken statt Regulieren – so lassen sich die Führungsqualitäten der Zukunft zusammenfassen.
Dann lasse dich von einer passenden Weiterbildung inspirieren und gestalte die Zukunft aktiv mit.
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