Was ist New Work?

New Work ist mehr als ein Kickertisch im Büro und Workation auf den Kanaren – so viel hast du schon mitbekommen. Aber was ist es genau, woher kommt der Trend und was bedeutet er für dich? Das verrät dieser Ratgeber. Er überprüft auch, ob New Work sich in allen Branchen umsetzen lässt. Ist es nur ein Trend für Programmierer:innen und Marketingleute oder können auch Logistikfachkräfte, Pflegende oder Handwerker:innen New Work-Ideen umsetzen?
Ist New Work ein Luxusthema für digitale Nomaden?
Matcha Latte im Co-Working-Space, Online-Meeting in der Hängematte – New Work-Klischees gibt es genug. Was sie gemeinsam haben: sie gelten meist für digital Arbeitende und lassen sich nicht auf alle Berufe anwenden. Ist New Work also ein Luxusthema?
Sehen wir uns mal den Ursprung der New Work-Bewegung an. Anfang der 1980er Jahre, Michigan, USA: In der Autofabrik von General Motors stehen Massenentlassungen an. Frithjof Bergmann, 1930 in Sachsen geboren und zu der Zeit Philosophieprofessor, gilt als der Vater des New Work – wie passt das zusammen und wie kam er darauf?
Die Geschichte der New Work-Bewegung.
Die Wurzeln von New Work liegen nicht im Silicon Valley, wie man annehmen könnte, sondern in einer Autofabrik der 1980er Jahre. Schon damals war der Arbeitsmarkt durch technische Entwicklung gehörig in Bewegung. Die Hälfte der General Motors-Belegschaft sollte entlassen werden, Bergmann aber hatte eine andere Idee: Warum nicht die vorhandene Arbeit gleichmäßig auf die Belegschaft verteilen, sodass alle in Teilzeit arbeiten und die andere Hälfte ihrer Zeit nutzen, um herauszufinden, was sie außerdem noch gut können und wollen – in seinem Center of New Work. Der Grundgedanke von Bergmann, der vor seiner akademischen Laufbahn allerlei handfeste Jobs gemacht hatte:
- Arbeit sollte nicht nur dem Überleben dienen, sondern ermöglichen, „was man wirklich, wirklich tun will.“
- Menschen brauchen Selbstständigkeit, Sinn und Entwicklung, um nicht auszubrennen – auch und gerade in systemrelevanten Berufen.
- Der Weg dahin: eine Kombination aus klassischer Erwerbsarbeit, etwa in Teilzeit in der industriellen Produktion und in gemeinwohlorientierten Projekten. Nachbarschaftshilfe, Selbstversorgung und kreativ-selbstbestimmte Tätigkeiten.
Warum das heute wieder wichtig ist:
Digitalisierung, Fachkräftemangel und häufige Erkrankungen wie Depression, im Arbeitskontext häufig Burn-out genannt, machen Bergmanns Fragen heute aktueller denn je:
- Was ist gute, erfüllende Arbeit?
- Wie viel Arbeit ist gesund?
- Was brauchen Menschen, um ihr Potenzial zu entfalten – auch im Job?
New Work war nie nur die Online-Yogasession für digitale Nomaden, sondern der Impuls, über Arbeit neu nachzudenken: menschlich, sinnvoll, zukunftsfähig. Denn wer bei der Arbeit zufrieden ist und sich wertgeschätzt fühlt, ist produktiver. Auch wenn Bergmanns damals revolutionärer Plan nicht so umsetzbar war, wie er es sich vorstellte – die Idee blieb und hat sich bis heute weiterentwickelt.
Was ist New Work heute?
Also – was ist neu an der Art zu arbeiten, seit Digitalisierung, Globalisierung und Fachkräftemangel den Arbeitsmarkt prägen? Dienst nach Vorschrift, strenge Hierarchien mit Anwesenheit am Arbeitsplatz von neun bis achtzehn Uhr – das scheint in vielen Branchen überholt.
- New Work bezeichnet ein Verständnis von Arbeit, bei dem Freiheit, Flexibilität, Selbstständigkeit und Kommunikation auf Augenhöhe im Fokus stehen, das Wohl der Mitarbeiter:innen ernst genommen wird.
- Digitale Technologien ermöglichen vernetzte Zusammenarbeit, ohne dass alle zwingend an einem Ort sein müssen: Videocalls und cloudbasiertes Projektmanagement verbinden remote arbeitende Teams rund um den Globus.
- Der Fachkräftemangel führt außerdem dazu, dass Arbeitgeber:innen flexibler in ihren Arbeitszeitmodellen werden müssen: Jobsharing und Teilzeitmodelle zu entwickeln, gehört zunehmend zum Standard.
Wahrscheinlich hast du im New Work-Zusammenhang auch den Begriff Arbeit 4.0 gelesen oder gehört? Der bezieht sich auf den technischen Wandel der Digitalisierung, während New Work hauptsächlich den Umgang miteinander beschreibt. Alles über Arbeit 4.0 liest du in unserem Ratgeber zum Thema.
Typische New Work-Merkmale sind:
- Dezentrales und vernetztes Arbeiten.
- Flexible Arbeitszeitmodelle.
- Work-Life-Balance und Work-Life-Blending.
- Flache Hierarchien, agiles und selbstorganisiertes Arbeiten.
- Steigender Anspruch an sinnvolles Arbeiten und Wertschätzung.
- Soziale Verantwortung im Unternehmen.

Funktioniert New Work auch in weniger digitalen Branchen?
Das klingt ja schön, denkst du jetzt – aber was ist mit der Pflegebranche, wie kann eine Logistikfachkraft von New Work profitieren, was hat eine Handwerker:in davon?
Wie lässt sich Freiheit und Selbstbestimmung umsetzen, wenn Patient:innen in Not sind, der Lkw wartet und der Wasserhahn tropft? Wenn der Alltag dauerhaft anstrengend ist, nützt ein einzelner Achtsamkeitsworkshop wenig, klar. New Work lässt sich einfacher umsetzen, wenn die Führungskraft mit im Boot ist. Aber auch im Team lassen sich Ideen anstoßen und gemeinsam umsetzen:
- Vorschlag für Wunsch-Dienstsystem mit Kern- und Flexzeiten, mehr Mitsprache bei Dienstplänen, Teamführung auf Augenhöhe.
- Digitale Tools nutzen, etwa für Dokumentation oder Routenplanung, die für alle einfach bedienbar und mobil nutzbar sind. So wird Zeit für Austausch oder Selbstfürsorge frei.
- Regelmäßige Feedbackrunden zum Schichtsystem anstoßen – was läuft, was überlastet?
- Wöchentlicher 10-Minuten-Austausch im Team: „Was hat diese Woche funktioniert – was nicht?“
- Ampelsystem oder Stimmkarten zur schnellen Stimmungsabfrage.
- Vorschlagsbuch analog oder digital einführen – auch anonym möglich.
- Werkzeuge und Prozesse mitbestimmen – Wünsche an Technik oder Tools strukturiert sammeln und priorisieren.
- Lernformate mitgestalten, im Team überlegen: Welche Inhalte brauchen wir, wie und wann wollen wir lernen?
- Praxiswissen im Kolleg:inkreis teilen, Azubis einbeziehen.
- Microlearning mit Videos, Podcasts, kurzen Praxis-Inputs statt stundenlanger Schulungen.
- Kooperationen mit Berufsschulen oder Handwerkskammern nutzen.
- Hospitation in anderen Teams anregen – Jobenrichment nutzen.
- Reflexion: Was bewirkt meine Arbeit? Wen unterstütze ich, wie trage ich zum Gemeinwohl bei?
- Hinterfragen: Welchen Teil meiner Arbeit empfinde ich als Fremdbestimmung, wann kann ich mein Potenzial nutzen? Was erschöpft mich, was macht mir Freude?
- Was hat heute funktioniert, was war mein Erfolg?
- Eine Green Challenge im Betrieb ins Leben rufen.
Du stolperst ständig über neue, englische Fachbegriffe, wenn es um New Work geht? Dann lies hier weiter: Onboarding, Jobenrichment und mehr – New Work-Vokabular verständlich erklärt.
Fazit: Was New Work ist, entscheidest du.
Machst du gern deinen Dienst nach Vorschrift und findest sinnerfüllte Aktivitäten und neue Inhalte lieber in deiner Freizeit, ist das völlig in Ordnung. New Work ist kein Zwang, sondern wird da interessant, wo Stress, Chaos und Hierarchien den Arbeitsalltag so sehr bestimmen, dass es für die Mitarbeitenden ungesund wird.
Nicht immer ist es aber möglich, die Strukturen im Unternehmen zu hinterfragen und zu ändern. Auch ein Arbeitsplatzwechsel kann eine Lösung sein. Du kannst dir beispielsweise überlegen, ob du die Organisationsform wechseln willst, etwa lieber im Start-up oder im Konzern arbeiten möchtest. Oder bei deiner Jobsuche gezielt nach sozialer Verantwortung im Unternehmen suchen. Wenn dich dein Job unglücklich macht, mache dich auf die Suche nach deinem idealen Arbeitsplatz und nimm deine Karriere in die Hand. Hole dir dabei so viel Rat, Unterstützung und Inspiration wie möglich – vielleicht startest du auch eine neue Bewegung.
Tipp: Du möchtest die Vorteile von New Work aktiv nutzen? Mit der Weiterbildung Modern Workplace eignest du dir wichtige Schlüsselqualifikationen wie Zeitmanagement, Networking und Agilität an und lernst, wie modernes, vernetztes und flexibles Arbeiten funktioniert.
