Karriere in der Pflege machen.
Mit Pflegeberatung neue berufliche Perspektiven entdecken.

Pflegeberatung: Krankenpflege und Soziale Arbeit Hand in Hand.

Arbeitest du in der Pflege und möchtest dir ein zweites Standbein aufbauen? Du kannst dabei sinnvoll und ideal zwei Bereiche, Pflegedienstleistung und Soziale Arbeit, miteinander verknüpfen: Eine Weiterbildung im Bereich Pflegeberatung eignet sich für Altenpfleger:innen und andere Pflegefachkräfte und bietet ausgezeichnete Jobaussichten.

Christine Knabe, 54 Jahre, aus Berlin ist mit 35 Jahren Berufserfahrung in der praktischen Pflege als Trainerin für zukünftige Pfleger:innen und Pflegeberater:innen tätig. Wir haben uns von ihr die Weiterbildung zur Pflegeberater:in erklären lassen sowie praktische Hintergrundinfos erhalten, die das Berufsbild aus der Theorie in die Praxis bringen. Sie hat außerdem ein paar gute Tipps, die bei der Entscheidung für diese Weiterbildung helfen können.

Christine, was sind die Aufgaben von Pflegeberater:innen?

Pflegeberater:innen gehen direkt in den Haushalt und nehmen die Problemsituation auf. Ein Beispiel: Ein 72-jähriger Mann mit Suchterkrankung lebt in einem verwahrlosten Haushalt, er hat zum Beispiel nur einen einzigen Teller zum Essen und kann sich selbst nicht mehr pflegen. Als Pflegeberater:in schaut man sich die Wohnung an, spricht mit dem Patienten und erstellt auf Basis aller Informationen ein Pflegekonzept, um eine konkrete Entlastung für den Patienten und seine Angehörigen zu erzielen. Pflegeberater:innen müssen besonders gut sortieren und sondieren können. Da gehen die Berufe Krankenpflege und Sozialarbeit Hand in Hand.

Was sind in dem Fall die nächsten Schritte für die Pflegeberatung?

Es gilt, sich einen Überblick über die Einkünfte des Patienten zu verschaffen, also zu prüfen, wie viel Geld dem Patienten konkret zur Verfügung steht. Danach müssen Anträge gestellt werden – hier schauen wir, dass wir möglichst viel Unterstützung für den Patienten bekommen können. Weiter sprechen wir mit Sozial- oder Bezirksämtern und beantragen gegebenenfalls einen Pflegegrad. Ein fundiertes Wissen im Bereich Sozialrecht ist in der Pflegeberatung unerlässlich, um alle möglichen Mittel, die dem Patienten zur Verfügung stehen, zu generieren. Ziel ist es immer, dass die Patient:innen so lange wie möglich mit einer hohen Lebensqualität in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können.

Wo können Pflegeberater:innen nach der Weiterbildung arbeiten?

Pflegeberater:innen können in ganz unterschiedlichen Kontexten arbeiten. Es gibt zum Beispiel große Pflegeunternehmen, die sich hauptsächlich auf Pflegeberatung spezialisiert haben. Meistens arbeiten Pflegeberater:innen allerdings freiberuflich und sind neben der Beratung noch bei ambulanten Pflegediensten tätig. Daraus ergibt sich ein sehr abwechslungsreiches Arbeitsfeld. Oft entlasten Pflegeberater:innen auch die Pflegedienstleitung, zum Beispiel in Krankenhäusern oder Altenheimen, oder sie arbeiten bei einem Sozialdienst. In kleineren Unternehmen werden alle Aufgaben, wie Leitung, Personalmanagement und Beratung, meist von einer einzigen Person umgesetzt.

„Generell eröffnet diese Zusatzqualifikation die Option auf neue Gehaltsverhandlungen, gerade in der Pflege ist das ein attraktives Plus.“


Christine Knabe | Trainerin für zukünftige Pfleger:innen und Pflegeberater:innen

Wie schätzt du die Karrierechancen in der Pflegeberatung ein?

Generell hat jeder Beruf in der Pflege gute Karrierechancen, zudem ist die Pflegeberatung seit einigen Jahren gesetzlich vorgeschrieben und hat daher an Bedeutung gewonnen. Ein Upgrade oder eine Weiterbildung im Pflegebereich lohnt sich immer und mehr Verantwortung belebt die eigene Berufslaufbahn. In Pflegeunternehmen haben ausgebildete Pflegeberater:innen zudem eher die Möglichkeit, wirtschaftlich aufzusteigen. Generell eröffnet diese Zusatzqualifikation die Option auf neue Gehaltsverhandlungen, gerade in der Pflege ist das ein attraktives Plus.

Warum eignet sich eine Weiterbildung zur Pflegeberater:in besonders für Berufstätige?

Die Weiterbildung ist für Berufstätige deshalb gut geeignet, da man in der Materie steckt und schon Arbeitserfahrung in der Pflege mitbringt. Das theoretische Wissen wird direkt in der Praxis angewendet. In der Pflege ist es wichtig, sich immer weiterzubilden und die eigenen Kenntnisse aufzufrischen. Und da die Weiterbildung online stattfindet, ist sie optimal mit dem Schichtdienst vereinbar. Gerade das theoretische Wissen beispielsweise zu Sozialrecht und Organisation kann gut über einen Bildschirm vermittelt werden.

Was magst du besonders an deinem Beruf?

Ich genieße besonders die Vielfalt der einzelnen Aufgaben aller Bereiche, da ich mich immer beruflich weiterentwickelt habe. Ich bin nicht nur examinierte Krankenschwester, sondern habe auch Soziale Arbeit studiert und mich als staatlich anerkannte Altenpflegerin, Fachberaterin für Suchtkranke und Sachverständige für Pflege und Pflegeberatung weitergebildet. Dadurch habe ich viel Variation in meinem Beruf. Wenn beispielsweise ein Dienst sehr anstrengend war, genieße ich die Abwechslung, wenn ich ein Seminar unterrichte oder an der Umsetzung eines Pflegekonzeptes arbeite. Die unterschiedlichen Menschen, denen ich begegne, bringen viel Abwechslung in meinen Berufsalltag. Das ergänzt sich prima. Mein Level an Energie ist viel nachhaltiger durch die fehlende Routine. Das hält meinen Geist frisch.

Welchen Tipp hast du für angehende Pflegeberater:innen?

  • Wer die Weiterbildung machen möchte, sollte Lust auf Kommunikation haben. Für Pflegeberater:innen ist es sehr wichtig, aktiv zuzuhören und die Wünsche der Patient:innen zu berücksichtigen.
  • Jedes Pflegekonzept muss im Rahmen eines Haushaltes individuell angepasst werden. Daher ist Kompromissbereitschaft wesentlich für die Arbeit in der Pflegeberatung.
  • Pflegeberater:innen müssen zudem bereit sein, Verantwortung zu übernehmen und sich darauf einstellen, das eigene Fachwissen stets zu erneuern — denn die Gesetze des Sozialrechts verändern sich ständig.
  • Interessierten gebe ich den Tipp, auf sich selbst und die eigene körperliche und seelische Gesundheit zu achten: Neben dem Beruf sollte ein Ausgleich gefunden werden. Ressourcen wie Sport oder Kultur sind wichtig, um die eigenen Akkus wieder aufzuladen.

Christine, vielen Dank für das nette und informative Gespräch und die wertvollen Tipps!

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