Was ist Bildungsurlaub und wie bekomme ich ihn?

- Was ist Bildungsurlaub eigentlich?
- Wie viele Tage beträgt der gesetzliche Anspruch auf Bildungsurlaub?
- Wer hat Anspruch auf Bildungsurlaub?
- Was gilt als Bildungsurlaub?
- Wer zahlt den Bildungsurlaub?
- Wie kann ich Bildungsurlaub beantragen?
- Kann Bildungsurlaub abgelehnt werden?
- Bildungsurlaub in den einzelnen Bundesländern.
- Alle Tipps zum Bildungsurlaub zusammengefasst.
- Fazit: Bildungsurlaub beantragen lohnt sich.
Mit einem Bildungsurlaub zeigst du dein Interesse daran, dich fortzubilden. Dadurch wirst du als Arbeitskraft für deine Arbeitgeber:innen noch wertvoller. In diesem Artikel erfährst du, was Bildungsurlaub ist, und wer welchen Anspruch darauf hat. Du erfährst außerdem in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie du deinen Bildungsurlaub beantragst, worauf du dabei achten solltest, und welche Voraussetzungen du für einen Bildungsurlaub erfüllen musst.
Was ist Bildungsurlaub eigentlich?
Bildungsurlaub dient der beruflichen, der allgemeinen oder der politischen Weiterbildung. Im Jahr 1974 verpflichtete sich die Bundesrepublik Deutschland völkerrechtlich zu einem bezahlten Bildungsurlaub von 5 Tagen im Jahr. Nun ist in Deutschland die Bildung Ländersache. Darum unterscheiden sich die Regelungen zum Beispiel für die Anspruchsdauer je nach Bundesland. In Bayern und in Sachsen gibt es gar keinen Anspruch auf Bildungsurlaub. Auch ist in jedem Bundesland eine andere Behörde zuständig, deshalb findest du hier unten eine Länderübersicht mit wichtigen Links für deine Recherche.
Wie viele Tage beträgt der gesetzliche Anspruch auf Bildungsurlaub?
Wie schon erwähnt, unterscheidet sich der Anspruch auf Bildungsurlaub von Bundesland zu Bundesland. In den meisten Bundesländern hast du Anspruch auf 5 Tage Bildungsurlaub im Jahr. In einzelnen Bundesländern sind es wahlweise 5 Tage im Jahr oder alle zwei Jahre 10 Tage Bildungsurlaub. Oder es wird von vornherein alle zwei Jahre ein Bildungsurlaub von 10 Tagen gewährt.
Mit 6 Tagen pro Jahr oder 12 Tagen in zwei Jahren bietet nur das Saarland einen Tag mehr pro Jahr. Auch wenn Arbeitnehmer:innen in Bayern und Sachsen keinen Anspruch auf Bildungsurlaub haben, kann es sein, dass deine Arbeitgeber:in auch in diesen Ländern deine Weiterbildung fördert. Qualifizierte Arbeitskräfte sind schließlich im Interesse des Unternehmens. Wenn du dich für eine Weiterbildung interessierst, sprich einfach mit deiner Vorgesetzten darüber.
Wer hat Anspruch auf Bildungsurlaub?
Ganz einfach: Alle festangestellten Arbeitnehmer:innen, die nicht in Bayern oder Sachsen arbeiten, haben einen Anspruch auf Bildungsurlaub und können ihn entweder jährlich oder alle zwei Jahre beantragen. Dennoch ist der Anteil der Menschen, die das auch tun, gleichbleibend gering: Laut der Statista Umfrage „Teilnahme an Weiterbildung während der Arbeitszeit und während Bildungsfreistellung in Deutschland im Zeitraum 2012 bis 2022“, nahmen im Jahr 2022 nur 5 Prozent der Arbeitnehmer:innen Bildungsurlaub, hier: Bildungsfreistellung. Die Gründe mögen vielfältig sein – sollte es an mangelnder Information liegen, zeigt dir dieser Ratgeber den Weg.
Was gilt als Bildungsurlaub?
Grundsätzlich soll Bildungsurlaub deiner politischen, gesellschaftlichen oder beruflichen Bildung dienen. Du darfst dir selbst aussuchen, für welchen Kurs du deinen Bildungsurlaub nutzen möchtest, er muss nicht zwingend mit deinen Arbeitsinhalten zusammenhängen.
Also kann auch ein Yogakurs oder eine Sprachreise als Bildungsurlaub gelten – vorausgesetzt, sie sind vom Bundesland, in dem du arbeitest, als solcher anerkannt.
Deine To Dos: Frage die Bildungsanbieter deiner Wahl nach der staatlichen Anerkennung und kläre, ob sich die Kursdauer mit der Anspruchsdauer deines Bundeslandes deckt.
Wer zahlt den Bildungsurlaub?
Man könnte sagen: Die Arbeitgeber:in und du teilen euch die Kosten. Denn während du mindestens fünf Tage bei vollem Lohn freibekommst, trägst du die Kursgebühren, Anfahrt und Unterbringung selbst. Fair, oder? Die gute Nachricht: Alle Kosten für den Bildungsurlaub kannst du in deiner Steuererklärung als Werbungskosten absetzen.
Und die Chance, dass du von der Geschäftsführung einen Zuschuss zu den Kursgebühren bekommst, besteht – fragen solltest du allemal. Willst du dein Business-Englisch auffrischen oder ein Achtsamkeitstraining machen, profitiert dein Arbeitsumfeld schließlich auch von deinen neuen Kenntnissen.
Unser Tipp: In manchen Bundesländern gibt es Förderung für Bildungsurlaub, nimm das Thema in deine Recherche auf!
Wie kann ich Bildungsurlaub beantragen?
Einen Bildungsurlaub kannst du recht einfach beantragen. Es gibt keine festgelegte Form, wohl aber Fristen, die du einhalten musst.
Schritt 1: Informationen sammeln.
Im ersten Schritt solltest du dich darüber informieren, welche Regelungen in deinem Bundesland gelten. Folgende Fragen helfen dabei:
- Wie viele Tage Bildungsurlaub werden in deinem Bundesland gewährt?
- Welche Abgabefristen gelten für dein Bundesland? Das können 4, 6 oder 8 Wochen sein.
- Musst du in deinem Bundesland mindestens 6 Monate zum Betrieb gehören?
- Ist dein Betrieb groß genug? Für Kleinbetriebe mit unter 10 Mitarbeitenden können Ausnahmen gelten.
Schritt 2: Termin für den Bildungsurlaub wählen.
Entscheide dich für einen Termin, der zu den Arbeitsabläufen in deinem Betrieb und zu den Urlaubsplänen deiner Kolleg:innen passt.
Schritt 3: Für eine anerkannte Weiterbildung entscheiden.
Bei der Wahl deiner Weiterbildung solltest du darauf achten, dass es sich um eine anerkannte Weiterbildung handelt. Die Bildungsträger geben dir gern vorab Auskunft darüber. Auch in der Kursbeschreibung sollte stehen, ob dieser Lehrgang als Bildungsurlaub anerkannt ist.
Schritt 4: Antrag auf Bildungsurlaub stellen.
Zusammen mit einem formlosen Antragsschreiben reichst du diese Unterlagen ein:
- Termin für die Weiterbildung.
- Anmeldebescheinigung der Weiterbildungsstätte.
- Anerkennungsbescheid des Bildungsanbieters.
Kann Bildungsurlaub abgelehnt werden?
Deine Arbeitgeber:in prüft nun deinen Antrag und wird dich über die Entscheidung informieren. Bildungsurlaub kann nur aus betrieblichen Gründen abgelehnt werden, etwa weil gerade viele Kolleg:innen krank oder im Urlaub sind, der Zeitpunkt also ungünstig ist. Ein weiterer Grund kann dein zu spät gestellter Antrag sein, achte also darauf, deinen Bildungsurlaub rechtzeitig abzustimmen und einzureichen und denke daran, die staatliche Anerkennung beizulegen – so sparst du dir Diskussionen, wenn du dir ein originelles Thema ausgesucht hast.
Falls es inhaltliche Einwände gegen deinen Bildungsurlaub gibt, solltest du eine schriftliche Begründung einfordern. Dann kannst du die Ablehnung vom Betriebsrat oder anwaltlich prüfen lassen. Es gibt zwar ein Grundsatzurteil des Bundesarbeitsgerichts, nach dem der Bildungsurlaub „einen Mindestnutzen für den Arbeitgeber“ haben muss. Dass deine Vorgesetzten es aber wirklich darauf ankommen lassen, ist unwahrscheinlich. Wurde dein Antrag genehmigt, reichst du als letzten Schritt nach dem Kurs deine Teilnahmebestätigung ein.
Bildungsurlaub in den einzelnen Bundesländern.
Bundesland | Anspruchsdauer | Rechtsgrundlage | Besonderheiten |
Baden-Württemberg | 5 Arbeitstage | https://rp.baden-wuerttemberg.de/themen/bildung/seiten/bildungszeit | Der Anspruch verringert sich bei weniger als 5 Arbeitstagen pro Woche. Auszubildende und Studierende haben Anspruch auf 5 Tage während der kompletten Ausbildung oder Studium. |
Bayern | keine gesetzliche Grundlage | keine gesetzliche Grundlage | keine gesetzliche Grundlage |
Berlin | 10 Arbeitstage in zwei Jahren | https://gesetze.berlin.de/bsbe/document/jlr-BiZGBErahmen | Der Anspruch verringert oder erhöht sich bei weniger oder mehr als 5 Arbeitstagen pro Woche. |
Brandenburg | 10 Arbeitstage in zwei Jahren | https://bravors.brandenburg.de/gesetze/bbgwbg | Der Anspruch verringert oder erhöht sich bei weniger oder mehr als 5 Arbeitstagen pro Woche. |
Bremen | 10 Arbeitstage in zwei Jahren | https://www.transparenz.bremen.de/metainformationen/bremisches-bildungszeitgesetz-brembzg-vom-18-dezember-1974-105314?template=20_gp_ifg_meta_detail_d | Der Anspruch verringert oder erhöht sich bei weniger oder mehr als 5 Arbeitstagen pro Woche. |
Hamburg | 10 Arbeitstage in zwei Jahren | https://www.landesrecht-hamburg.de/bsha/document/jlr-BiUrlGHArahmen | Der Anspruch erhöht sich bei mehr als 5 Arbeitstagen pro Woche auf 12 Tage für zwei Jahre. Beschäftigte können den Anspruch bis zum 31.12. des laufenden Jahres auf das nächste Kalenderjahr übertragen. |
Hessen | 5 Arbeitstage | https://www.rv.hessenrecht.hessen.de/bshe/document/jlr-BiUrlGHE1998V7P1 | Der Anspruch verringert oder erhöht sich bei weniger oder mehr als 5 Arbeitstagen pro Woche. Beschäftigte können den Anspruch bis zum 31.12. des laufenden Jahres auf das nächste Kalenderjahr übertragen. |
Mecklenburg-Vorpommern | 5 Arbeitstage | https://www.landesrecht-mv.de/bsmv/document/jlr-BiFreistGMV2013rahmen | Der Anspruch verringert sich bei weniger als 5 Arbeitstagen pro Woche. Auszubildende und Studierende haben Anspruch auf 5 Tage während der kompletten Ausbildung oder Studium. |
Niedersachsen | 5 Arbeitstage bzw. 10 Arbeitstage in zwei Jahren | https://www.aewb-nds.de/fileadmin/content/%C3%9Cbertrag/Bildungs_und_Sonderurlaub/NBildUG.PDF | Der Anspruch verringert oder erhöht sich bei weniger oder mehr als 5 Arbeitstagen pro Woche. |
Nordrhein-Westfalen | 5 Arbeitstage bzw. 10 Arbeitstage in zwei Jahren | https://www.mkw.nrw/sites/default/files/media/document/file/arbeitnehmerweiterbildungsgesetz1.pdf | Der Anspruch verringert oder erhöht sich bei weniger oder mehr als 5 Arbeitstagen pro Woche. |
Rheinland-Pfalz | 10 Arbeitstage in zwei Jahren | https://landesrecht.rlp.de/bsrp/document/jlr-BiFreistGRPV4P1 | Der Anspruch verringert oder erhöht sich bei weniger oder mehr als 5 Arbeitstagen pro Woche. |
Saarland | 6 Arbeitstage bzw. 12 Arbeitstage in zwei Jahren | https://recht.saarland.de/bssl/document/jlr-BiFreistGSL2010rahmen | Ausnahmen sind für das Nachholen von Bildungsabschlüssen bzw. für die ersten beiden Jahre nach der Elternzeit vorgesehen. |
Sachsen | keine gesetzliche Grundlage | keine gesetzliche Grundlage | keine gesetzliche Grundlage |
Sachsen-Anhalt | 5 Arbeitstage bzw. 10 Arbeitstage in zwei Jahren | https://www.landesrecht.sachsen-anhalt.de/bsst/document/jlr-BiFreistGSTV4P9 | Der Anspruch verringert oder erhöht sich bei weniger oder mehr als 5 Arbeitstagen pro Woche. |
Schleswig-Holstein | 5 Arbeitstage bzw. 10 Arbeitstage in zwei Jahren | https://www.gesetze-rechtsprechung.sh.juris.de/bssh/document/jlr-WeitBiGSHrahmen | Der Anspruch verringert oder erhöht sich bei weniger oder mehr als 5 Arbeitstagen pro Woche. |
Thüringen | 5 Arbeitstage bzw. 10 Arbeitstage in zwei Jahren | https://landesrecht.thueringen.de/bsth/document/jlr-BiFreistGTHpP13 | Der Anspruch verringert oder erhöht sich bei weniger oder mehr als 5 Arbeitstagen pro Woche. |
Alle Tipps zum Bildungsurlaub zusammengefasst.

Fazit: Bildungsurlaub beantragen lohnt sich.
Nicht nur zwischen unterschiedlichen Anstellungen oder einer beruflichen Neuorientierung lohnt sich eine Weiterbildung. Innerhalb des Bildungsurlaubs kannst du dich für deinen aktuellen Job und deine Arbeitgeber:innen und natürlich auch für dich selbst weiter qualifizieren.
Nutze deine Chance, prüfe deinen Anspruch und stelle einen Antrag!