Arbeitslosigkeit

Das Bürgergeld stärkt deine Weiterbildung.


Jobratgeber Arbeitslosigkeit Bürgergeld statt Hartz 4

Vom Bürgergeld hast du sicher schon gehört, aber du hast wahrscheinlich noch einige Fragen. Hier findest du die wichtigsten Fakten und erfährst, warum von einer Sozialreform gesprochen wurde, als das Bürgergeld am 1. Januar 2023 das Arbeitslosengeld II abgelöst hat. 

Weiterbildung hat einen höheren Stellenwert im Vergleich zum Vorgänger (Arbeitslosengeld II, auch bekannt als Hartz 4). Lies also unbedingt weiter, wenn du zur Zeit von Arbeitslosigkeit betroffen bist und dich gern weiter qualifizieren möchtest. Oder lasse dich direkt von unseren freundlichen Bildungsexpert:innen persönlich zu deinen Möglichkeiten beraten.

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Was ist Bürgergeld? Hintergrundwissen.

Eine Frau im Homeoffice mit Laptop und Smartphone.

Anfang 2023 wurde in Deutschland Hartz 4 durch Bürgergeld ersetzt. 
Es handelt sich aber nicht nur um eine neue Bezeichnung und etwas mehr Geld, sondern um eine große Reform. Wichtige Kernelemente des Bürgergelds, wie die Förderung der Weiterbildung oder der neue Kooperationsplan zwischen Arbeitssuchenden und Beratenden sind Beispiele für die Verbesserungen.

Wie hoch ist das Bürgergeld?

Bereits bei seiner Einführung waren die Regelsätze beim Bürgergeld etwas höher, als bei seinem Vorgänger, dem Arbeitslosengeld II. Im Januar 2024 wurden sie erneut an die durchschnittliche Preisentwicklung angepasst. Der derzeitige Bürgergeld-Satz für eine alleinstehende Person liegt – Stand 2024 – bei 563 Euro im Monat. Eine Übersicht über die Sätze findest du mit der Suchmaschine deiner Wahl sofort online.

Wer bekommt Bürgergeld?

Ein Anspruch auf Bürgergeld besteht bei Bedürftigkeit. Arbeitsfähige Menschen, die ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten können, gehören dazu.

Wie viel Bürgergeld bekommt man?

Hier siehst du die Regelsätze Stand 2024 im Überblick:

  • 563 – für eine alleinstehende Person
  • 506 – für eheliche oder nicht eheliche Partner einer Lebensgemeinschaft
  • 471 – für Kinder im Alter von 14 bis 17 Jahren
  • 390 – für Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren
  • 357 – für Kinder bis einschließlich 5 Jahren

Wie komme ich an Bürgergeld?

Bist du arbeitssuchend, beantragst du Bürgergeld beim Jobcenter. Der Antrag kann formlos sein und erstmal mündlich erfolgen. Wichtig ist, dass du ihn nicht aufschiebst, da keine rückwirkenden Zahlungen vorgesehen sind.

Warum spricht man beim Bürgergeld auch von Sozialreform?

Das Bürgergeld hat große Veränderungen gebracht im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem Arbeitslosengeld II. Das bestand seit 2010 und die damalige Parole „Fordern und Fördern“ sollte den Umgang der Jobcenter mit bedürftigen Menschen beschreiben. Schon lange kritisierten Sozialverbände den zu starken Fokus auf „Fordern“. Das neue Bürgergeld ist eine Antwort auf die Veränderungen in der Gesellschaft und verdient den Begriff Sozialreform auf jeden Fall.

Warum? – Wenn du Bürgergeld beantragst, sollte die Grundhaltung der Berater:innen dir gegenüber von Vertrauen und der Bereitschaft geprägt sein, dich tatsächlich zu fördern. Ziel der Reform ist es nämlich, Menschen in der schwierigen Situation der Arbeitslosigkeit die Möglichkeit zu geben, sich stärker auf Qualifizierung und Arbeitsuche zu fokussieren, als das bisher der Fall war. Deshalb wurde auch die Karenzzeit von einem Jahr eingeführt, in dem

  • das Jobcenter deine Kaltmiete übernimmt, auch wenn sie als zu hoch eingestuft werden kann.
  • du ein Vermögen von bis zu 40.000 nicht anbrechen musst.
  • deine Versicherungen, die zur Altersvorsorge dienen, nicht angetastet werden.
  • Seit dem 01. Juli 2023 gelten auch neue Hinzuverdienstgrenzen: Bei einem zusätzlichen Einkommen von bis zu 1000 dürfen 30 davon behalten werden. Einkommen aus Jobs von Schüler:innen, Student:innen, Auszubildenden oder Taschengeld aus dem Bundesfreiwilligendienst bis zu 520 bleiben komplett unangetastet.

Beim Bürgergeld steht deine Weiterbildung an erster Stelle.

Ein junger Mann sitzt auf dem Sofa mit Tablet in der Hand.

Vor 2023 wurden Arbeitssuchende häufig zur schnellen Arbeitsaufnahme gedrängt – auch in schlecht bezahlte, befristete oder sehr gering qualifizierte Jobs. So wurden zwar viele Menschen kurzfristig in Arbeit gebracht, hatten aber keine Chance, sich weiterzuqualifizieren. Es galt der Vermittlungsvorrang: Gab es einen Aushilfsjob, musste er angenommen werden. Der Fokus beim Bürgergeld ist anders, denn der Arbeitsmarkt heute ist geprägt vom Fachkräftemangel; der Bedarf an gut ausgebildeten Menschen ist riesig. Deshalb gelten diese Regeln beim neuen Bürgergeld:

  • Du musst nicht mehr jeden Job annehmen, wenn eine Aus- oder Weiterbildung bessere Chancen für deine berufliche Zukunft verspricht.
  • Berufsausbildungen werden bis zu drei Jahre lang gefördert.
  • Bei Bedarf kann ein Berufsabschluss auch in zwei statt drei Jahren nachgeholt werden.
  • Ein monatliches Weiterbildungsgeld in Höhe von 150 unterstützt dich zuverlässig, wenn deine Weiterbildung zu einem Berufsabschluss führt.

Besondere Fälle: Bist du jünger als 25 Jahre, bist du nicht mehr von besonders strikten Sanktionen betroffen. Solltest du mit schwerwiegenden persönlichen Herausforderungen ringen, sollten die Jobcenter dir ein Beratungsangebot machen oder ein Coaching vermitteln. Schüler:innen und Studierende können höhere Beträge dazuverdienen als vorher und Auszubildende dürfen etwa 600 von ihrem Lohn behalten.

Bürgergeld gibt es mit einem Kooperationsplan. Aber was ist das?

So nennt sich das Schriftstück, das du mit deiner Ansprechpartner:in im Jobcenter erstellst. Zuerst sollen aber deine Fähigkeiten und dein persönlicher Förderbedarf ermittelt werden. Mit dem sogenannten Kompetenzermittlungsverfahren werden deine Stärken und Möglichkeiten betrachtet. Der Plan zur Kooperation zwischen dir und dem Jobcenter orientiert sich daran. Die Chancen stehen in Zukunft gut, dass eine Weiterbildung Teil dieses Plans ist. Schließlich geht es ja darum, dich so zu fördern, dass du eine langfristige Beschäftigung finden kannst, die zu dir und deinen Talenten passt.

FAQ zum Bürgergeld.

Du hast sicher Fragen zum Bürgergeld und bevor du lange weitersuchen musst, bekommst du hier schon mal kurze Antworten.

Was ist der Unterscheid zwischen Bürgergeld und Hartz 4?

Zusammenfassen lassen sich die Unterschiede zum früheren Arbeitslosengeld II oder Hartz 4 so:

  • Ziel ist die nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt statt kurzfristige Jobvermittlung.
  • Antrag und Prüfung sollen einfacher, weniger bürokratisch und digitaler werden.
  • Miteinander und Vertrauen statt drastischer Sanktionen und Druck.
  • Mehr Möglichkeiten für Qualifizierung und Weiterbildung.

Bist du neu arbeitslos oder arbeitssuchend? In unserem Beitrag Erste Hilfe bei Arbeitslosigkeit liest du, was als Nächstes zu tun ist und worauf du achten kannst.

Wird beim Bürgergeld auch die Miete bezahlt?

Im ersten Jahr als Bürgergeld-Empfänger:in überprüft das Amt nicht, ob deine Miete und Nebenkosten angemessen sind. Es zahlt sie dir einfach. Die Prüfung geschieht nach der neuen Regelung erst im zweiten Jahr. Deine Heizkosten müssen allerdings auch im ersten Jahr angemessen sein.

Was tun, wenn das Bürgergeld nicht reicht?

Es gibt die Möglichkeit, einen Mehrbedarf zu beantragen, zum Beispiel für werdende Mütter oder Alleinerziehende. Lass dich dazu bei deinem Jobcenter oder deiner Arbeitsagentur beraten.

Wird beim Bürgergeld auch der Strom bezahlt?

Nein, deine Stromkosten musst du aus deinem Regelsatz decken. Einzige Ausnahme: In deiner Wohnung gibt es eine elektrische Warmwasseraufbereitung, zum Beispiel per Durchlauferhitzer. Du hast dadurch einen erhöhten Stromverbrauch und die Möglichkeit, Mehrbedarf für Warmwasseraufbereitung zu beantragen.

Wann bekomme ich das Weiterbildungsgeld?

Das Weiterbildungsgeld ist eine Unterstützung für alle, die sich weiter qualifizieren wollen. Dafür musst du an einer Weiterbildung teilnehmen, die länger als 8 Wochen dauert und die zu einem Berufsabschluss führt.

Gibt es noch den Bürgergeldbonus für Weiterbildung?

Nein, der Bürgergeldbonus wurde wieder abgeschafft, das Haushaltsfinanzierungsgesetz hat am 28. März 2024 dazu geführt. Er war ursprünglich eingeführt worden, um Menschen bei einer Weiterbildung zu unterstützen, die nicht auf einen Berufsabschluss abzielt. 

Bürgergeld und Weiterbildung – das lohnt sich für dich.

Sieh die Termine und Gespräche beim Jobcenter als deine Chance und nutze sie – mit guter Vorbereitung.

  • Mache dich schlau, welche Weiterbildungen es gibt und ob du eine Förderung und Weiterbildungsgeld dafür erhalten kannst.
  • Sei ehrlich zu dir und deinem Gegenüber und zeige Bereitschaft, auf deinem beruflichen und persönlichen Weg voranzukommen.
  • Gehe davon aus, dass ihr auf Augenhöhe und vertrauensvoll miteinander umgeht. Es geht um dich – um deine persönliche Entwicklung. 

Je mehr Wissen und Fähigkeiten du dir aneignest, desto mehr Gestaltungsspielraum hast du in deinem Berufsleben. Hier findest du hilfreiche Tipps für dein erstes Gespräch bei der Arbeitsagentur oder beim Jobcenter.