Arbeitslosigkeit

Gekündigt – was nun? Wie du deinen Neuanfang gestaltest.


Frau mit roten langen Haaren sitzt mit Tablet auf Couch

Eine Kündigung ist ein Einschnitt und wirbelt Emotionen auf. Wirst du gekündigt, so nagt das fast immer am Selbstwertgefühl, auch wenn es „aus betrieblichen Gründen“ geschieht. Kündigst du selbst, liegt zwar die Entscheidung bei dir, ein Abschied ist es dennoch. 

Dieser Ratgeber gibt dir Antworten auf die wichtigsten Fragen nach einer Kündigung. Du bekommst eine To-do-Liste von A wie Arbeitslosmeldung bis Z wie Zukunft und Tipps für Unterstützung. Außerdem gibt es hier Denkanstöße für deine neue Perspektive. Denn wenn ein Arbeitsverhältnis endet, entsteht Platz für etwas Neues. Und wie das aussieht, liegt in deiner Hand.

Erstmal durchatmen: Du bist mehr als dein Job.

Du hast eine Kündigung erhalten und dein aktuelles Arbeitsverhältnis ist damit beendet. Fühlt es sich an wie ein Schlag in die Magengrube oder spürst du auch Erleichterung? Was auch immer dir durch den Kopf geht – es ist in Ordnung. Und: Auch wenn du dich gerade allein fühlst – eine Kündigung taucht in vielen Arbeitsbiografien auf. Versuche jetzt, deinen Gefühlen nicht direkt am Arbeitsplatz Luft zu machen. Gehe raus an die frische Luft und atme ein paar Mal tief durch. Erlaube dir erst einmal, innezuhalten. Du musst nicht sofort „funktionieren“. 

Mache dir bewusst:

  • Du bist mehr als dein Job.
  • Dein Wert hängt nicht von der Entscheidung anderer ab.
  • Du wirst diese Veränderung zu einer Chance für dich machen – Schritt für Schritt.

Wichtig für dich: Eine Kündigung ist nur in der Schriftform auf Papier gültig und muss von der Unternehmensinhaber:in oder der Personalverantwortlichen eigenhändig unterschrieben sein. Du hingegen solltest vorerst gar nichts unterschreiben, sondern einen möglichen Aufhebungsvertrag zuerst prüfen und dich professionell beraten lassen.

To-do-Liste: Was nach einer Kündigung wichtig ist.

Hast du selbst gekündigt, dann hast du wahrscheinlich auch an die nächsten Schritte gedacht oder hast sogar schon einen Anschlussjob. Wurde dir aber gerade gekündigt, kannst du jetzt Unterstützung gebrauchen, um an alles zu denken, was jetzt ansteht. Damit du den Überblick behältst, hier die wichtigsten Schritte nach einer Kündigung:

  • Innerhalb von 3 Tagen nach Erhalt der schriftlichen Kündigung telefonisch oder online bei der Agentur für Arbeit arbeitssuchend melden.
  • Arbeitslosmeldung (spätestens am 1. Tag der Arbeitslosigkeit).
  • Achtung: Eine verspätete Meldung hat eine Woche Sperrzeit zur Folge.

  • Hast du Zweifel, ob die Kündigung rechtens ist? Prüfe, ob du eine Kündigungsschutzklage beim zuständigen Arbeitsgericht einreichen kannst und ob du das möchtest.
  • Frage dafür eine Fachanwält:in für Arbeitsrecht oder lasse dir von deiner Gewerkschaft helfen.
  • Das Ziel einer Kündigungsschutzklage kann die Weiterbeschäftigung oder eine Abfindung mit Aufhebungsvertrag sein.
  • Klagefrist: 3 Wochen. Danach ist eine Kündigung meist unanfechtbar.

  • Du hast Anspruch auf ein wohlwollendes Arbeitszeugnis. Frage nach, denn du brauchst es für deine nächste Bewerbung.
  • Hast du noch Urlaubsanspruch oder Überstunden? Kläre, ob du den Urlaub noch nehmen und die Überstunden abgelten kannst, oder ob dir die Zeit ausgezahlt wird.

  • Du hast nicht automatisch Anspruch auf eine Abfindung, sie ist Verhandlungssache.
  • Sie ist meist Teil eines Aufhebungsvertrags oder eines gerichtlichen Vergleichs.
  • Frühzeitig rechtlich beraten lassen – hier geht es oft um viel Geld. Auch dein Anspruch auf Arbeitslosengeld ändert sich mit einer Abfindung. Unterschreibe nicht, ohne deine Rechte zu kennen.

  • Hast du innerhalb der letzten 2 Jahre mindestens 12 Monate versicherungspflichtig gearbeitet, bekommst du für 6 Monate Arbeitslosengeld.
  • Hast du keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld, beantragst du Grundsicherung. (früher: Bürgergeld)
  • Kündigst du selbst, kann die Arbeitsagentur dir eine Sperrzeit von bis zu 12 Wochen auferlegen. In dieser Zeit erhältst du kein Arbeitslosengeld.

Hier liest du alles über Arbeitslosengeld und Sperrzeiten

Wirst du freigestellt, musst du trotz bestehendem Arbeitsvertrag nicht mehr zur Arbeit erscheinen – bei voller Lohnfortzahlung. Beachte die genaue Formulierung:

  • Widerrufliche Freistellung: Die Arbeitgeber:in kann dich – theoretisch – zurückholen.
  • Unwiderrufliche Freistellung: Du bist endgültig von der Arbeitspflicht befreit – diese Zeit kann dann zur Urlaubsverrechnung genutzt werden.
  • Kläre schriftlich, ob Resturlaub angerechnet wird und ob du während der Freistellung Nebentätigkeiten oder Bewerbungsmaßnahmen aufnehmen darfst.

Du wirst nicht automatisch freigestellt, es kann durchaus sein, dass du bis zum Ende deiner noch verbleibenden Arbeitszeit am Arbeitsplatz erwartet wirst. Nutze diese Zeit für eine strukturierte Übergabe und verhalte dich nach Möglichkeit professionell und korrekt. Wenn es sich für dich gut anfühlt: Verabschiede dich wertschätzend von Kolleg:innen oder Vorgesetzten. Das kann in Form einer kurzen E-Mail oder eines persönlichen Gesprächs sein. 

Auch wenn es Gründe zur Enttäuschung gibt, bleibe freundlich – du weißt nie, wo man sich wiedersieht. Lasse dich von Michelle Obamas Zitat inspirieren: „When they go low, we go high“. Mag dein Gegenüber sich auch noch so unangenehm verhalten – du behältst die Fassung und damit deine Würde. Selbst wenn du dich ungerecht behandelt fühlst oder ein Termin beim Arbeitsgericht ansteht, bleibe bei dir und richte den Blick nach vorn.

Am letzten Tag denke daran:

  • Deine Papiere einzufordern: Arbeitszeugnis, Arbeitsbescheinigung, Urlaubs- und Überstundenabrechnung, Gehaltsabrechnung, eventuell Bescheinigungen zur betrieblichen Altersvorsorge. Sollen dir die Unterlagen zugeschickt werden, stelle sicher, dass du hierfür eine Ansprechpartner:in hast.
  • Kläre, ob und wie Mail-Weiterleitungen formuliert und gehandhabt werden.
  • Firmeneigentum zurückzugeben: Übergib Laptop, Handy, Schlüssel, Chipkarten, Ausweise, Fahrzeug in ordnungsgemäßem Zustand. Vergiss nicht, persönliche Daten von digitalen Geräten zu löschen und lasse dir die Rückgabe schriftlich bestätigen.

Wenn die Kündigung abgewickelt ist, beginnt ein neuer Abschnitt.

Du bist nun offiziell arbeitslos. Das klingt vielleicht unangenehm oder mindestens ungewohnt, bedeutet aber auch: Vor dir liegt die Zukunft, vieles ist möglich. Erstmal hast du jetzt wahrscheinlich mehr Freizeit, als du es gewohnt bist. Bevor du mit der Jobsuche und dem Schreiben von Bewerbungen loslegst, nimm dir einige Tage Zeit, um alles sacken zu lassen und in Ruhe eine neue Perspektive zu entwickeln. 

Und noch ein Tipp: Achte darauf, dich in dieser Phase nicht mit anderen zu vergleichen. Klar, alle um dich herum scheinen gerade auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und lieben ihre Jobs – nur du nicht? Das täuscht. Und es hilft dir jetzt nicht weiter. Sprich mit Menschen, die dich unterstützen und an dich glauben.

Blick zurück nach der Kündigung.

Um deine Kündigung in deine berufliche Laufbahn einzubinden, kann es hilfreich sein, einen bewussten Blick zurückzuwerfen:

  • Was waren die Gründe, was war dein Anteil an der Kündigung?
  • Wie war der Ablauf; was war gut, was war unschön?
  • Wie hast du dich verhalten, hast du etwas über dich gelernt?
  • Und schließlich: Wie sprichst du in Zukunft über diese Episode, wenn du gefragt wirst?

Wenn in Bewerbungsgesprächen die Frage nach der Kündigung auftaucht, willst du souverän reagieren. Du ahnst es schon: Dein letztes Unternehmen als einen Haufen Idioten abzustempeln, ist nicht die eleganteste Antwort und wirft kein gutes Licht auf dich. Auch eine betriebsbedingte Kündigung kannst du zum Anlass nehmen, ein paar Sätze zu deiner persönlichen Entwicklung und deinem Learning daraus zu sagen. Wenn du merkst, dass dich das Thema sehr aufwühlt, hole dir Unterstützung. Sprich mit vertrauten Menschen darüber, aber nimm auch den Service einer Beratungsstelle in Anspruch oder buche dir ein Coaching.

KI-Tipp: Nutze eine Sprach-KI wie ChatGPT als Sparringspartnerin, bitte sie um passende Formulierungen oder lasse sie deine Argumentation aus Sicht einer Personaler:in bewerten. So erhältst du hilfreiche Impulse. 
Aber Obacht: Lerne den KI-Vorschlag nicht einfach auswendig, damit wirkst du eher nicht authentisch und glaubhaft.

Bestandsaufnahme nicht vergessen.

Eine Kündigung kann am Selbstwertgefühl kratzen, das ist normal. Umso wichtiger ist es jetzt, dir bewusst zu machen, wo du stehst und was du kannst. Denn du willst ja deinen Lebenslauf bald wieder stolz präsentieren und kannst ihn jetzt um eine Station ergänzen. Mache also eine gründliche Bestandsaufnahme deiner Kenntnisse und Fähigkeiten:

  • Was hast du gelernt?
  • Welche Verantwortung hattest du im Unternehmen?
  • Welche Erfolge hast du erzielt, an welchen Projekten mitgewirkt?
  • Welche Technologien oder Tools hast du angewendet?

Im Arbeitsalltag erscheinen uns viele Tätigkeiten selbstverständlich, und wir vergessen, wie wertvoll unsere Kenntnisse sind. Trotz Kündigung bleiben die Inhalte und Erfahrungen deines Jobs dir erhalten, du hast sie dir erarbeitet und kannst sie selbstbewusst kommunizieren.

Jetzt wird’s spannend: Deine neue Perspektive.

Jetzt beginnt die Zukunft: Nutze die freie Zeit für deine persönliche Orientierung und Navigation. Stimmt die Richtung deiner Berufslaufbahn und willst du genauso weiter machen wie bisher, nur an neuer Adresse? Prima, dann auf in die Stellenbörsen und gleich mal das LinkedIn-Profil aktualisieren

Vielleicht ist es aber auch an der Zeit für eine Kurskorrektur, und du hast jetzt die erste echte Gelegenheit seit Jahren, dich zu fragen:

  • Was will ich wirklich beruflich machen?
  • Welche Fähigkeiten möchte ich weiterentwickeln?
  • War mein bisheriger Beruf überhaupt noch „meiner“?
  • Möchte ich endlich selbstständig arbeiten, remote oder in Teilzeit?
  • Fühle ich mich wohl in meiner Position oder sehne ich mich nach dem nächsten Karriereschritt?
  • Bin ich produktiver im Start-up oder im Konzern?
  • Was bedeutet für mich eigentlich Erfolg im Beruf und welchen Stellenwert hat er?

Starte eine Recherche: Lies Berichte über Berufsbilder, schaue dir Dokumentationen an, frage im Freundeskreis nach Arbeitsbiografien und mache sogar Hospitationen oder kleine Praktika, wenn dich neue Berufe interessieren. Weitere Denkanstöße findest du in unserem Ratgeber zur beruflichen Neuorientierung

Unser Tipp: Nutze Beratungsangebote von Bildungsanbietern. Wenn du deine Möglichkeiten kennst, gehst du gut vorbereitet in das Gespräch mit der Arbeitsagentur.

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Neuorientierung nach der Kündigung.

Der Arbeitsmarkt wandelt sich rasant – und mit ihm deine Möglichkeiten. Fortwährend entstehen neue Berufsbilder mit KI, und in vielen Berufsgruppen herrscht starker Fachkräftemangel. Die Zäsur, die eine Kündigung bringt, kann sich für dich zu einem echten Sprungbrett entwickeln: für eine berufliche Neuorientierung, eine Umschulung, ein Coaching oder den lang ersehnten Richtungswechsel. Damit du hier einen umfassenden Überblick erhältst und bedachte Entscheidungen treffen kannst, gibt es zum Glück Unterstützung. Die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter fördern deine Orientierung, eine Weiterbildung oder Umschulung:

  • Ein Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit deckt deine Kosten für eine Weiterbildung oder sogar eine Umschulung, je nach persönlicher Situation.
  • Ein AVGS, Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein, garantiert die Kostenübernahme für ein individuelles Coaching. Ob du die berufliche Neuorientierung wagen willst, eine Sparringspartner:in und gute Tipps fürs Bewerbungstraining suchst oder ob du dich selbstständig machen möchtest und Gründungsberatung brauchst – lasse dich coachen.
  • Förderung der Selbstständigkeit: Für Neugründer:innen gibt es weitere Förderungen, lasse dich dazu in der Arbeitsagentur beraten.
Du bist unsicher, was jetzt das Beste für dich ist?

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Fazit: Eine Kündigung ist deine Chance.

Eine Kündigung ist wie eine Vollbremsung – und zugleich der Anfang eines Weges, den du aktiv gestalten kannst. Schimpfe und fluche, das tut gut. Aber mache dann den ersten Schritt: Hole dir die Unterstützung, die zu dir passt, lasse dich beraten, sprich über deine Situation und stelle Fragen. 

Kurz: bleibe neugierig – auf deine Möglichkeiten, auf die stetigen Veränderungen in der Arbeitswelt und auf neues Wissen. Höre nie auf zu lernen, dann findest du deinen Weg.