Bildung und Förderung

Umschulung und Weiterbildung ohne Ausbildung – geht das?


Jobratgeber Bildung Umschulung und Weiterbildung ohne Ausbildung - geht das?

Du überlegst, ob du eine Umschulung und Weiterbildung ohne Ausbildung machen kannst? Gute Nachrichten: Es ist definitiv möglich und bietet viele Vorteile.

Stell dir vor, du könntest ohne lange Ausbildungszeit einen völlig neuen Beruf starten. In diesem Beitrag erfährst du, wie das geht, welche Fördermöglichkeiten es gibt und welche Voraussetzungen du erfüllen musst.

Warum du eine Umschulung und Weiterbildung ohne Ausbildung starten solltest.

Du hast in deinem Wunsch-Berufsfeld keine Ausbildung absolviert? Das sollte dich nicht davon abhalten, deine beruflichen Träume zu verwirklichen. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels sind Unternehmen oft bereit, motivierten Quereinsteiger:innen eine Chance zu geben. 

Oft genügen schon ein paar Jahre Berufspraxis als ungelernte Fachkraft oder anderweitige Gründe, die eine geförderte Umschulung oder Weiterbildung auch ohne Ausbildung ermöglichen. Dabei kann die Agentur für Arbeit die Umschulung finanziell unterstützen.

Ein weiterer Pluspunkt: Umschulungen und Weiterbildungen sind in der Regel kürzer als eine Ausbildung. Sogar eine IHK-Umschulung ohne Ausbildung ist möglich. Das klingt doch schon mal vielversprechend, oder?

Umschulung oder Weiterbildung ohne Ausbildung – was passt besser?

Wenn du noch keine berufliche Vorerfahrung und keine Ausbildung in deinem Wunschberuf hast, solltest du zuerst über eine Umschulung – in Teilzeit oder Vollzeit – nachdenken. Eine Umschulung dauert in der Regel 2 Jahre und bietet dir eine umfassende Ausbildung, die dich wirklich fit für deinen neuen Traumberuf macht. 

Eine Weiterbildung ist im Vergleich zur Umschulung kürzer und dauert ca. 1–4 Monate, in Ausnahmefällen auch bis zu 7,5 Monate. Sie ist darauf ausgerichtet, deine bisherige Berufserfahrung zu erweitern. Berufspraxis wird also stets vorausgesetzt. 

Ohne Ausbildung umschulen: Wege und Möglichkeiten.

Ein Mann sitzt entspannt an einem Tisch vor seinem Laptop und benutzt sein Smartphone.

Jetzt fragst du dich sicher: Wie genau kann ich meine Weiterbildung oder Umschulung ohne Ausbildung beginnen? Es gibt verschiedene Wege: Entweder über die Agentur für Arbeit im Rahmen einer Förderung oder über einen netten Betrieb, der deinen Quereinstieg fördert.

Umschulung über die Agentur für Arbeit

Eine Umschulung ohne Ausbildung ist möglich, wenn:

  • du deinen ursprünglichen Ausbildungsberuf seit über 4 Jahren nicht mehr ausgeübt hast oder mindestens 3 Jahre ohne formale Ausbildung in einem Beruf gearbeitet hast.
  • du derzeit in einem Beruf tätig bist, der zukünftig immer weniger nachgefragt wird.
  • du für den angestrebten neuen Beruf eine starke Eignung und Leidenschaft mitbringst.
  • eine Umschulung deine Chancen auf eine neue berufliche Perspektive deutlich verbessert.

Dir fehlt die Berufserfahrung? Dann wird die Agentur für Arbeit eine Ausbildung vorziehen. Es gibt allerdings noch Ausnahmen. Sollte die Ausbildung unzumutbar sein oder du eine Umschulung in einem stark gesuchten Feld anstreben, hast du immer noch gute Chancen! 

Die Engpassanalyse der Agentur für Arbeit zeigt dir, ob dein gewünschter Beruf aktuell stark gesucht wird oder nicht. Definitiv förderungswürdig ist: 

Sonderfälle: So ist eine Umschulung ohne Ausbildung möglich.

Auch wenn dein Lebensweg nicht immer geradlinig verlaufen ist, gibt es bestimmte Sonderregelungen, die greifen könnten. 

  • Abgebrochene Ausbildung: Hast du deine Ausbildung abgebrochen? Kein Grund zur Sorge! Wenn du dich für ein ähnliches Berufsfeld interessierst, kannst du dein Vorwissen für eine Umschulung nutzen.
  • Auch ohne Schulabschluss stehen dir viele Türen offen. Mit der nötigen Berufserfahrung und dem richtigen Potenzial kannst du dennoch eine Umschulung absolvieren.
  • Wenn du schwanger, alleinerziehend bist oder Angehörige pflegst, ist eine Teilzeit-Umschulung ideal und wird eher gefördert. Auch wenn du deshalb deine Ausbildung abbrechen musstest, hast du gute Chancen auf Förderung.
  • Bist du älter als 50? Auch dann ist eine Umschulung 50+ möglich und sinnvoll. Deine Berufserfahrung kann dabei von Vorteil sein. 
  • Gesundheitliche Beeinträchtigung: Wenn der Ausbildungsberuf nicht mehr physisch oder psychisch ausgeübt werden kann, stehen die Chancen gut, dass du eine Förderung für eine Umschulung erhältst. Das entscheidet das zuständige Arbeitsamt bzw. dein Reha-Träger oder die Rentenversicherung.

Diese Förderungen gibt es bei Umschulungen.

Eine Frau und ein Mann sehen sich etwas am Tablet an.

Die Finanzierung einer Umschulung kann sehr kostspielig werden, deshalb ist eine Förderung wichtig. Der bekannteste Weg ist der Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit. Diese Förderungen decken die kompletten Kosten für deine Umschulung, einschließlich Kursgebühren, Lernmaterialien und Prüfungsgebühren. 

Besonders für Arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Personen, ist dies eine wertvolle Unterstützung. Bei einer Vollzeit-Umschulung besteht zusätzlich die Möglichkeit, Arbeitslosengeld zu beantragen, da eine Erwerbstätigkeit nebenbei oft nicht möglich ist.

Aufstiegs-BAföG für eine Weiterbildung und Umschulung ohne Ausbildung.

Hast du schon vom Aufstiegs-BAföG gehört? Die Förderung besteht aus nicht rückzahlbaren Zuschüssen und zinsgünstigen Darlehen. Auch Materialkosten und Kinderbetreuung bei Alleinerziehenden sind förderfähig. 

Bis zu 700 Abschlüsse mit mehr als 400 Unterrichtseinheiten, wie Meister:in, Betriebswirt:in oder Erzieher:in werden gefördert. Voraussetzung ist eigentlich eine abgeschlossene Berufsausbildung und Berufspraxis; es werden aber auch Bachelor-Absolvent:innen, Studienabbrecher:innen oder Abiturient:innen gefördert. 

Weitere Infos zum Aufstiegs-BAföG findest du beim Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Du hast keine Förderung erhalten? Nicht aufgeben.

Wenn du keine Förderung erhalten hast, solltest du den Kopf nicht hängen lassen. Hier sind drei weitere Alternativen für dich:

  1. Du kannst eine betriebliche Umschulung absolvieren und einen anerkannten Ausbildungsberuf erlernen. Wenn du Kinder hast oder Angehörige pflegst, ist das auch in Teilzeit möglich.
  2. Externenprüfung: Fehlt dir ein bestimmter Berufsabschluss, um eine Weiterbildung wahrzunehmen, aber du hast ausreichend Berufspraxis? Wenn deine Erfahrung 1,5 x so lang ist, wie die reguläre Ausbildung z.B. 5 Jahre, kannst du eine sogenannte Externenprüfung ablegen. Ohne Ausbildung steht dir dann die Option offen, deinen Abschluss zu machen.
  3. Quereinstieg ohne Umschulung: Einige Berufe kannst du auch ohne spezifische Ausbildung ausüben. Bewirb dich einfach als Quereinsteiger:in. Schaue gerne auf dem Jobportal der Agentur für Arbeit vorbei und gebe „Quersteinsteiger” in die Suchmaske ein. Die passende Umschulung, Weiterbildung oder Teilqualifizierung kannst du nach ein paar Jahren Berufspraxis nachholen.

Fazit: Kann man eine Umschulung machen, ohne eine Ausbildung zu haben?

Die Frage „Kann man eine Umschulung machen, ohne eine Ausbildung zu haben?” können wir definitiv mit einem klaren JA beantworten. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels stehen die Chancen gut, auch wenn sie stark von deiner persönlichen Situation abhängen.

Sollte dein Wunsch einer Umschulung bei der Agentur für Arbeit abgelehnt werden, lasse dich nicht entmutigen. Viele Anträge werden in erster Instanz abgelehnt – das ist keine Seltenheit. Wichtig ist, dass du dran bleibst, z.B. in dem du Widerspruch einlegst. 

Zeige deine Entschlossenheit und deinen starken Willen, den neuen Beruf zu erlernen. Dein Engagement kann den Unterschied machen.