Langzeitarbeitslosigkeit überwinden.
- Langzeitarbeitslosigkeit – Definition.
- Achte auf dich: Bleibe gesund während der Langzeitarbeitslosigkeit.
- Hilfe suchen bei Langzeitarbeitslosigkeit? Unbedingt!
- Einstellung und Motivation.
- Verstecke dich nicht, sondern teile dich mit.
- Strukturiere deinen Tag.
- Nutze die Zeit, um Neues zu lernen.
- Wie hilft das Jobcenter bei Langzeitarbeitslosigkeit?
- Fazit: Langzeitarbeitslosigkeit kannst du überwinden.
Du suchst schon sehr lange nach einem passenden Job und die Situation macht dir zu schaffen? Verständlich. Deshalb haben wir hier Tipps und Denkanstöße zusammengestellt, die dir Mut machen und helfen können, deine Langzeitarbeitslosigkeit zu überwinden.
Langzeitarbeitslosigkeit – Definition.
Beginnen wir mit den Fakten: Ab wann ein Mensch als langzeitarbeitslos gilt, ist durch das Sozialgesetzbuch geregelt. Ab einem Jahr ohne Arbeit spricht man demnach in Deutschland von Langzeitarbeitslosigkeit.
Jobcenter und Arbeitsagentur bieten eine Reihe von Maßnahmen zur Unterstützung bei der Arbeitssuche an. Ab einer Dauer von zwei Jahren gelten besondere Fördermaßnahmen, die im Teilhabechancengesetz beschrieben sind. Mehr dazu liest du weiter unten.
Was sind die häufigsten Gründe für Langzeitarbeitslosigkeit?
- Das Risiko, länger als ein Jahr keinen passenden Job zu finden, ist für ältere oder gering qualifizierte Menschen am größten.
- Aber auch für Alleinerziehende mit Kleinkindern unter 3 Jahren oder Menschen, die Angehörige pflegen, ist die Jobsuche statistisch besonders langwierig.
- Der Strukturwandel, also die Veränderung der Arbeitswelt durch Digitalisierung und Globalisierung, bewirkt, dass sich die Anforderungen an Kenntnisse und Fähigkeiten teils kurzfristig ändern. Jobs fallen weg, etwa im Fahrzeug- und Maschinenbau. An anderer Stelle werden Fachkräfte gesucht.
- Neben geringer fachlicher Qualifikation sind auch nicht ausreichende Sprachkenntnisse ein Hindernis bei der Jobsuche.
- Ein weiterer Faktor, der die Suche nach Arbeit erschwert, sind regionale Unterschiede. So sind in Bremen und Nordrhein-Westfalen besonders viele Menschen seit mehr als einem Jahr auf Jobsuche.
Achte auf dich: Bleibe gesund während der Langzeitarbeitslosigkeit.
Du merkst schon – Langzeitarbeitslosigkeit ist ein Phänomen, das viele Menschen erleben. Du bist damit nicht allein. Die Gründe sind vielfältig, manche lassen sich nicht ändern – andere aber schon. Das Wichtigste, was du tun kannst, wenn du mit dem Thema Arbeitslosigkeit über eine längere Zeit konfrontiert bist: Auf dich und deine Gesundheit besonders Acht geben.
Wahrscheinlich hast du während deiner Arbeitssuche schon verschiedene Gefühle und Stimmungen durchlaufen. Hoffnung und Frust kennst du mit Sicherheit beide inzwischen gut. Alle um dich herum arbeiten, sind beschäftigt, sogar gestresst – du bist zu Hause, scrollst zum hundertsten Mal durch die Jobdatenbanken und findest wieder eine Absage im Postfach. Dich immer mehr zurückzuziehen, ist eine normale und vollkommen verständliche Reaktion. Ab und zu die Bettdecke über den Kopf zu ziehen, kann richtig guttun.
Aber besser wird es, wenn du rausgehst und dir Unterstützung suchst. Es ist erwiesen, dass lange Zeit ohne Arbeit zu sein zur psychischen Belastung werden kann. Zeit zu handeln ist es, wenn das Gefühl, „da draußen“ nicht mehr gebraucht zu werden und finanziell abhängig zu sein, überhandnimmt. Mit diesem Zustand dauerhaft allein klarzukommen bedeutet Stress für Körper und Seele und kann sich langfristig auf deine Gesundheit auswirken.
Hilfe suchen bei Langzeitarbeitslosigkeit? Unbedingt!
Denke nicht, dass du diese Krise ganz allein bestehen musst. Wenn sich abzeichnet, dass du in der Langzeitarbeitslosigkeit gelandet bist, hole dir Unterstützung. Merkst du, dass deine Bewerbungsbemühungen nicht zum Erfolg führen, oder du gar nicht weißt, wie und wo du anfangen sollst, sprich mit Menschen in deinem Umfeld darüber:
- Sozialverbände wie die Diakonie, Caritas, AWO, Stadtteil- oder Gemeindezentren oder Vereine bieten kostenlose Bewerbungshilfe und Beratung an.
- Deine Beratungsperson im Jobcenter kann dir nur helfen, wenn sie weiß, dass du Unterstützung brauchst.
- Gehe deine Kontakte durch und überlege: Wer kann helfen? Wer kennt jemanden, der im Personalwesen arbeitet und sich deine Bewerbung anschauen kann? Oder ein Vorstellungsgespräch mit dir üben?
Einstellung und Motivation.
Jeder Mensch, der lange keine Aufgabe hat, keine Selbstwirksamkeit erlebt und damit auch weniger Bestätigung von außen erhält, beginnt, an sich zu zweifeln. Aber Arbeit muss nicht der Sinn deines Lebens sein. Hier sind Denkanstöße für eine positive Einstellung:
- Überlege, was dich einzigartig macht.
- Bedenke, dass diese Krise dich auch stärker macht: Du stärkst gerade deine Resilienz und dein Selbstmanagement – gefragte Soft Skills auf dem Arbeitsmarkt.
- Vergiss nicht: Dies ist eine Lebensphase, die einen Anfang und ein Ende hat.
- Denke nach: Was lerne ich gerade über mich? Was ist positiv an meiner Situation?
- Führe ein Tagebuch, in dem du jeden Tag etwas aufschreibst, was dich gefreut hat.
- Suche nach Menschen, die in der gleichen Situation sind und tausche dich aus.
- Mache Pläne für die Zeit, wenn du wieder arbeitest.
Verstecke dich nicht, sondern teile dich mit.
Wusstest du, dass zwischen 30 und 50 aller Jobs durch persönliche Kontakte vergeben werden? Deshalb gilt: Sprich mit so vielen Menschen wie möglich. Versuche unbedingt, Scham und Frustration zu überwinden und deine Suche zu teilen.
Denke daran: Die allermeisten Menschen waren auch schon mal arbeitslos und fast alle helfen gern. Es ist wichtig, dass du die Fähigkeit, über dich zu sprechen, aktiv trainierst, denn im nächsten Vorstellungsgespräch wirst du davon profitieren. Und auch wenn das Wort Netzwerk nicht zu deinem Sprachgebrauch gehört – wetten, auch du kennst Menschen, die Menschen kennen, die irgendwo arbeiten, wo Kolleg:innen gesucht werden?
Strukturiere deinen Tag.
Tage ohne Arbeit können lang werden und das Gefühl, dass alle anderen sehr beschäftigt sind, macht es nicht besser. Offene Stellen recherchieren und Bewerbungen schreiben ist nicht tagesfüllend, zumal wenn es immer wieder Absagen nach sich zieht. Bringe Struktur in deinen Tag. Stehe zu festen Zeiten auf, nimm dir jeden Tag eine Sache vor, die dich weiterbringt. Mache Sport, sieh dir Ausstellungen an, gehe vor die Tür. Engagiere dich in deinem Sportverein, nimm ein Ehrenamt an, überlege, wo du dein Wissen weitergeben kannst.
Von diesen Aktivitäten profitierst du sowohl akut als auch langfristig:
- Sie geben jedem Tag Sinn und Inhalt, du kannst Dinge bewegen und machst Menschen eine Freude.
- Wenn du demnächst die Frage nach dieser Phase deines Lebens souverän beantworten möchtest, bietet dir jedes Engagement, jede Erfahrung Gesprächsstoff.
Nutze die Zeit, um Neues zu lernen.
Das Internet ist voll von kostenlosen Lernangeboten. Du kannst deine Englischkenntnisse aufpolieren, KI ausprobieren, Videoschnitt oder neue MS Office-Tricks lernen. Informiere dich, was in deiner Branche passiert, welche Technologien es gibt und wie der Markt sich entwickelt. Du wirst Tutorials und spannende Videos zu jedem Thema finden.
Du möchtest lieber mal vom Bildschirm weg und trotzdem etwas lernen? Suche dir ein Praktikum. Ob für eine Woche oder einen Monat – probiere Neues aus und lerne direkt von Profis. Übrigens: Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich daraus auch ein Job ergeben kann oder mindestens interessante Kontakte.
Wie hilft das Jobcenter bei Langzeitarbeitslosigkeit?
Wenn du länger arbeitslos bist, kennst du sicher schon einige Angebote des Jobcenters. Hier bekommst du dennoch einen kurzen Überblick. Übrigens: Viele Jobcenter bieten Beratungsgespräche auch per Video an. Finde heraus, ob das bei deinem Jobcenter möglich ist und vereinbare einen Termin, wenn du Hilfe brauchst.
Ganzheitliche Betreuung.
Wenn du das Gefühl hast, persönliche Schwierigkeiten erschweren dir die Jobsuche, solltest du das unbedingt deiner Beratungsperson mitteilen. Konflikte in der Familie oder in deinem Umfeld, gesundheitliche Beeinträchtigungen, Depressionen oder Ängste oder Schwierigkeiten, deinen Alltag zu bewältigen – dabei kannst du Hilfe erhalten. Im Rahmen der sogenannten ganzheitlichen Betreuung wird dir eine Coachin oder ein Coach zur Seite stehen. Er oder sie unterstützt dich auch dabei, Leistungen bei passenden Anlaufstellen zu beantragen oder begleitet dich zu Terminen bei Behörden. Probiere diese Möglichkeit in jedem Fall aus. Die Betreuung zu beenden, hat keine Folgen für dich.
Weiterbildung oder Umschulung.
Auch deine berufliche Qualifikation kannst du während der Arbeitslosigkeit mithilfe des Jobcenters verbessern. Ob du Hilfe beim Bewerbungsschreiben benötigst oder endlich fit in Sachen Digitalisierung werden willst – traue dich, alle Themen anzusprechen und gemeinsam ein passendes Weiterbildungsangebot zu finden. Die Kosten dafür übernimmt das Jobcenter. Kannst du in deinem alten Beruf nicht mehr arbeiten, wird dir auch eine Umschulung ermöglicht.
Eingliederung von Langzeitarbeitslosen.
Bist du mindestens 2 Jahre arbeitslos und erhältst Bürgergeld, kann das Jobcenter deinen Start in einen neuen Job so unterstützen:
Deine neue Arbeitgeber:in erhält 2 Jahre lang einen Zuschuss. Außerdem kannst du an einer beruflichen Weiterbildung teilnehmen. Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten für den neuen Job bekommst du dadurch gleich mit auf den Weg und wirst für deine neue Firma zu einer begehrten Mitarbeiter:in. Auch ein persönliches Coaching kannst du in Anspruch nehmen, um den Neustart in das Arbeitsleben nach der langen Pause zu meistern.
Im Sozialgesetzbuch (SGB II) heißt diese Maßnahme Eingliederung von Langzeitarbeitslosen und ist durch Paragraf 16e geregelt.
Teilhabe am Arbeitsmarkt.
Hast du in den vergangenen 7 Jahren nur sehr kurz oder gar nicht gearbeitet, kannst du von Paragraf 16i (SGB II) zur Teilhabe am Arbeitsmarkt profitieren. Einzige Bedingung: Du hast in diesem Zeitraum mindestens 6 Jahre lang Bürgergeld (vor 2023: Arbeitslosengeld II) bezogen und bist über 25 Jahre alt.
Deine neue Arbeitgeber:in erhält 5 Jahre lang Zuschüsse zu den Lohnkosten. Auch deine Weiterbildungen oder sogar Praktika in anderen Betrieben werden gefördert und ein Coaching erhältst du außerdem.
Wenn eines der beiden Angebote für dich infrage kommt, kann dein Jobcenter dich bei der Suche nach einer geeigneten Arbeitsstelle unterstützen oder sogar den Kontakt herstellen. Du bewirbst dich dort und wenn sich die Arbeitgeber:in für dich entscheidet, beantragt sie die Förderung und du startest in dein neues Arbeitsleben.
Fazit: Langzeitarbeitslosigkeit kannst du überwinden.
Du wirst die Zeit der Arbeitslosigkeit hinter dich bringen und eines Tages stolz darauf zurückblicken, was du alles geschafft hast. Hier sind die drei wichtigsten Begleiter für diese Phase deines Lebens:
- Lebenslange Lernbereitschaft, denn an deinem Alter oder deiner Familiensituation kannst und sollst du nichts ändern – an deiner Qualifikation aber schon.
- Der Glauben an dich und deine Fähigkeiten. Lasse dich nicht entmutigen, sondern schaue nach vorn.
- Hilfe von Profis und deinem Netzwerk. Hole dir Unterstützung, teile dich mit und traue dich, alle Fragen zu stellen.