Welches Lernformat passt zu dir?

Du suchst nach Weiterbildungsangeboten und stolperst über Begriffe wie Flipped Classroom, Bootcamp oder Adaptive Learning – what the flip? Keine Sorge, was sich hinter diesen und weiteren neuen Begriffen verbirgt und was die Vorteile der Lernformate für dich sein können, erfährst du in diesem Ratgeber.
Die Digitalisierung verändert nicht nur die Arbeitswelt – auch die Formate und Methoden der Wissensvermittlung werden durch digitale Angebote immer vielfältiger. Zeit für ein Glossar zu modernen Online-Lernformaten, let's go.
Was sind Lernformate?
Starten wir mit einer kurzen Definition und Einordnung: Lernformate beschreiben die Organisation und Struktur deines Lernerlebnisses. Es geht darum, wie das Lernen aufgebaut und umgesetzt ist – ein Beispiel, Frontalunterricht in Präsenz, kennst du aus der Schule. Lernformate bestimmen also, wo, wann, wie lange und in welcher Lernumgebung gelernt wird.
Das Wort Lernmethoden wird oft synonym benutzt, meint aber etwas anderes. Es beschreibt die Art und Weise, wie Inhalte gelernt werden. Es umfasst Lernstrategien, Techniken und didaktische Verfahren, die dabei helfen, Wissen aufzunehmen, zu vertiefen und anzuwenden. Ein Beispiel, das du sicher auch kennst: Vokabeln lernen mit Karteikarten ist eine typische Lernmethode.
Unterschiedliche Lernmethoden haben wir selbstverständlich auch für dich zusammengestellt. Wahrscheinlich ist deine Schulzeit schon eine Weile her und du kannst handfeste Tipps gut gebrauchen, um den Lernstoff in den Kopf zu bekommen?
Lies hier weiter: Wie lernt man am besten? 6 effektive Lernmethoden.
Übersicht Lernformate.
E-Learning und Mobile Learning.
Beginnen wir mit dem Oberbegriff E-Learning. Er umfasst vorproduzierte Bildungsinhalte, die über digitale Geräte wie Computer, Tablets oder Smartphones bereitgestellt werden. Das können Videos, Podcasts, Texte oder interaktive Lernprogramme sein. Mobile Learning kennst du vielleicht, wenn du eine Sprachlern-App nutzt oder dir Sachbücher in kurzen Podcasts zusammenfassen lässt. E-Learning und Mobile Learning beschreiben primär die Technologie und sagen noch nichts über das verwendete Lernformat.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Du lernst ortsunabhängig, wann und wo du willst.
- Die Anbieter:in erreicht mit ihren Inhalten beliebig viele Teilnehmende.
- Die Auswahl an Kursen und Formaten, auch kostenfreien, ist riesig.
- E-Learning ist ideal für berufsbegleitendes Lernen, weil du zeitlich flexibel bist.
- Inhalte sind standardisiert und Sympathie oder Antipathie spielen keine Rolle.
Microlearning und Learning Nuggets – Lernen in kleinen Häppchen.
Nugget ist das englische Wort für einen kleinen Goldklumpen. Ein schönes Bild für eine kompakte Dosis Wissen, oder? Die kleine Portion ist auch im Wort Microlearning enthalten: Drei bis fünf Minuten dauert das Bearbeiten einer Microlearning-Einheit und der Fokus liegt nur auf einem Thema.
Die kurzen, kompakten Lerneinheiten kannst du leicht in deinen Alltag einbauen. Aufeinander aufbauend können sie zur täglichen Routine werden, etwa täglich nach der Mittagspause. Fast nebenbei eignest du dir auf diese Weise umfangreiches Wissen an.
Die Lernformate können dabei variieren; ob Video, Podcast, animierte Infografiken oder ein Quiz, um das Gelernte zu wiederholen. Abwechslung und Regelmäßigkeit sorgen für ein positives Lernerlebnis und machen es dem Gehirn leichter, zu lernen. Nicht alle Themen eignen sich für Microlearning, aber wenn du Wissen auffrischen oder langfristig aktuell halten willst, überzeugen diese Vorteile:
- Schnell und effizient.
- Ideal für zwischendurch, passt in jeden Kalender.
- Fördert kontinuierliches Lernen.
- Niedrige Einstiegsschwelle steigert die Akzeptanz für neue Inhalte.
- Regelmäßigkeit stärkt den Lernerfolg.
Blended Learning oder Hybrid Learning – die Mischung macht's.
Hier werden zwei Lernformate kombiniert: E-Learning und Präsenzveranstaltungen. Du lernst flexibel online, ergänzt durch persönliche Treffen oder Live-Sessions, bei denen du dich mit Mitschüler:innen und Lehrkräften austauschen kannst.
Handwerkliche Praxis beispielsweise kann nur in Präsenz vermittelt werden, die Theorie dazu, wie etwa Materialkunde oder Berechnungen, lässt sich auch digital abbilden. Diese Kombination sorgt für eine abwechslungsreiche und effektive Lernerfahrung. Der Zusammenhalt in der Lerngruppe wird durch die Live-Sessions gestärkt und kann dich zusätzlich motivieren.
Wann ist das sinnvoll?
- Du willst die Flexibilität von Online-Kursen nutzen, aber nicht komplett auf persönliche Betreuung verzichten.
- Du brauchst eine Mischung aus Theorie und Praxis.
- Dir fällt es schwer, dich auf Dauer allein zu motivieren, du profitierst von persönlichem Austausch beim Lernen.
Serious Games und Gamification.
Gamification bedeutet, dein Lernprogramm enthält spielerische Elemente. So wird etwa dein Wissensstand mit einem Quiz überprüft, du sammelst Punkte, erreichst Level und trittst in einen Wettbewerb mit den Mitschüler:innen. Das kann bei einem anspruchsvollen Lernpensum sehr erfrischend sein und die „Gehirnwindungen auflockern“.
Das Lernformat der Serious Games geht noch weiter: Hier wendest du dein neues Wissen in einer simulierten Arbeitssituation an, nimmst eine Rolle ein und interagierst mit den Teamkolleg:innen. Gemeinsam gilt es, Herausforderungen zu managen, die euch auch im realen Berufsleben begegnen können. Dabei dürfen Fehler gemacht werden, aus denen in anschließender Reflexion gelernt wird.
Serious Games oder Game Based Learning wurden früher Planspiele genannt, die Idee ist also nicht ganz neu, aber dank Digitalisierung gibt es vielfältigere Möglichkeiten. So können Videos, Mailverkehr, Kund:ingespräche oder Datenbanken Teil des Spiels sein, gespielt werden kann am Handy. Serious Games trainieren hauptsächlich deine Soft Skills wie Problemlösefähigkeit, Konfliktmanagement, Kommunikation und Kooperation im Team.
Die Vorteile eines Serious Games:
- Theoretisches Wissen wird direkt umgesetzt und durch Ausprobieren vertieft.
- Learning by Doing – aus Fehlern wird gelernt, ohne dass die Konsequenzen real sind.
- Herausfordernde Situationen können im Rollenspiel geübt werden.
- Das Lernerlebnis umfasst auch Selbsterkenntnis und schult soziale Kompetenz.
Adaptive Learning oder Smart Learning – maßgeschneidertes Lernen mit KI.
Statt für alle Lernenden denselben Kurs bereitzustellen, passt sich adaptive Lernsoftware individuell an dein Tempo, deine Wissenslücken und deine Lernweise an.
Smart Learning bezeichnet eine intelligente, technologiegestützte Form des Lernens, die sich an individuellen Bedürfnissen orientiert. Dabei kommen Algorithmen, Künstliche Intelligenz (KI) und Big Data zum Einsatz, um personalisierte Lernwege zu schaffen. Dein Lernfortschritt wird dokumentiert und du wiederholst genau das, was noch nicht so gut klappt. So verschwendest du keine Zeit mit Inhalten, die du schon kannst, und bekommst gezielt Unterstützung bei schwierigen Themen.
Smart Learning ist ein nützliches Lernformat, wenn es beispielsweise um Mathematik oder Sprache geht. Wo sich Lücken schnell aufbauen, wenn keine Muße für Rückfragen ist oder wenn das E-Learning-Programm einfach weiterlaufen würde, profitierst du von diesen smarten Vorteilen:
- Effizientes Lernen ohne unnötige Wiederholungen.
- Individuelles Lernerlebnis, das sich an dein Tempo anpassen lässt.
- Personalisierte Unterstützung genau da, wo sie nötig ist.
Mit dem smarten Lernen kannst du auch ohne Lernsoftware sofort beginnen, denn deine persönliche Lernassistenz, die Künstliche Intelligenz, wartet schon. Lies hier alles über das Lernen mit KI – mit 5 Tipps wird ChatGPT deine Privatlehrerin.
Flipped Classroom – Klassenzimmer andersherum.
Aus der Schule kennst du es so: Die Lehrkraft referiert ein Thema, du hörst zu. Zu Hause versuchst du, dein neues Wissen auf die Hausaufgaben anzuwenden. Hast du in der Schule nicht zugehört, kannst du niemanden mehr fragen.
Beim Flipped Classroom ist der Ablauf andersherum: Du bereitest dich selbstständig auf ein Thema vor, um es anschließend in der Gruppe zu teilen, Fragen zu klären, praktische Übungen zu machen und durch Feedback voneinander zu lernen. So bleibt mehr Zeit für das, was wirklich zählt: Verstehen und Anwenden. Deshalb ist Flipped Classroom als Lernformat vorteilhaft:
- Eigenverantwortung wird gestärkt.
- Individueller Lernprozess, flexibles Tempo.
- Höhere Motivation, sich Stoff anzueignen.
- Mehr Zeit für Praxis und Diskussionen.
Social Learning – Lernen durch Austausch.
Beim Social Learning lernst du nicht nur aus Texten oder Kursen, sondern auch durch den Austausch mit anderen – etwa in Lerngruppen, Online-Foren und Social Media oder Peer-Feedback-Systemen. Höchstwahrscheinlich praktizierst du Social Learning ohnehin, sobald du interessante Themen googelst oder in Foren und Gruppen verfolgst. Oder dir im Video erklären lässt, wie du deine Wohnung renovierst oder eine Firewall auf deinem Rechner installierst.
Die Vorteile des sozialen Lernens:
- Neue Perspektiven durch Diskussionen.
- Der eigene Standpunkt wird aktiv geformt und nicht nur auswendig gelernt.
- Erfahrungen werden geteilt, Fehler werden vermieden.
- Medienkompetenz wird geschult.
- Sympathie und Emotionen sorgen für intensive Lernerlebnisse.
Bootcamps – intensiv und praxisnah.
Bootcamps sind kurze, aber sehr intensive Lernprogramme, oft im IT- oder Business-Bereich. Sie dauern meist einige Wochen und konzentrieren sich darauf, dir in kurzer Zeit anwendbare Fähigkeiten beizubringen.
Neben der nötigen Theorie bekommst du einen praxisnahen, kompakten Einstieg in ein neues Feld. Dein neues Wissen setzt du immer sofort in Projekten um, nicht selten beendest du das Bootcamp schon mit eigenen Arbeitsproben. Ideal für alle, die schnell beruflich umsteigen oder sich spezialisieren wollen.
Vorteile des intensiven Bootcamp-Lernens:
- In kurzer Zeit wird eine neue Fähigkeit erlernt, etwa Programmieren oder digitales Marketing.
- Starke Praxisorientierung, die sofort im Job anwendbar ist.
- Fokussiertes und komprimiertes Lernen mit Fokus auf Anwendbarkeit.
Agile Lernformate – selbstbestimmt und gemeinsam lernen.
Im Unternehmenskontext ist immer häufiger von agilen Lernformaten die Rede. Sie sind dynamisch, selbstgesteuert und stark praxisbezogen. Die Lernenden entscheiden selbst, welches Wissen sie benötigen und wie sie es erlangen. Agiles Lernen ist geprägt von Social Learning, typische agile Formate sind:
- Rotation Days – Kolleg:innen hospitieren in anderen Teams, um die Perspektive zu erweitern.
- Lean Coffee – ohne feste Regeln werden aktuelle Herausforderungen beim Kaffee diskutiert und Wissen ausgetauscht.
- WOL - Working out Loud – eine feste Gruppe von drei bis fünf Personen trifft sich regelmäßig, um gemeinsam an persönlichen Zielen zu arbeiten.
Agiles Lernen passt gut in eine Arbeitswelt, die sich ständig verändert und von Mitarbeitenden verlangt, sich schnell und eigenständig weiterzuentwickeln. Lernen wird als lebendiger Prozess verstanden, nicht als linearer Pfad und bietet spannende Möglichkeiten.
Die Lernformate kennst du jetzt, aber wenn es ans Lernen geht, neigst du zum Aufschieben und kommst nicht recht voran? Dann hilft dir unser Ratgeber How to – Motivation zum Lernen aufbauen.
Online-Lernformate: der Mix macht's.

Die vorgestellten Lernformate schließen einander nicht aus, im Gegenteil, sie ergänzen einander: Flipped Classroom enthält Elemente des Social Learnings, E-Learning kann durch Planspiele und Business Games aufgelockert werden und so weiter. Auch sind nicht alle Formate neu, Lerngruppen gab es ja früher in der Schule auch schon. Schlau eingesetzt, zeigen sie aber die Qualität einer Bildungsmaßnahme.
Ein hochwertiges Lernangebot zeichnet sich durch einen ausgewogenen Methodenmix aus. Schließlich willst du weder den ganzen Tag intensiv mit Mitspieler:innen agieren, noch sechs Stunden allein vor deinen Texten oder Videos sitzen. Achte also bei der Wahl deiner Weiterbildung auf eine ausgewogene und dem Thema angemessene Kombination. Kläre außerdem, ob du immer eine Ansprechperson hast und wie hoch der Live-Anteil beim Online-Lernen ist.
Und was sind die Lernformate der Zukunft?
Der Trend setzt sich fort: Lernen wird zunehmend flexibler und personalisierter und damit auch selbstbestimmter. Das passt gut, denn Lernen wird immer Teil unserer Arbeitswelt sein. Neue Technologien und globale Ereignisse und die damit verbundenen Regeln, Gesetze und Gewohnheiten fordern Lernbereitschaft und Flexibilität.
Dafür sind aber auch spannende neue Lernformate in der Pipeline und in einigen Berufen schon Wirklichkeit: Immersives Lernen mit XR eröffnet faszinierende Möglichkeiten. XR ist die Abkürzung für Extended Reality und schließt die Varianten AR – Augmented Reality und VR – Virtual Reality mit ein. Deine Lernumgebung wird also entweder mittels einer VR-Brille vollständig virtuell erzeugt, oder über Einblendungen auf dem Tablet oder Telefon angereichert und ergänzt. So kann eine VR-Simulation es Medizinstudent:innen ermöglichen, Operationen zu üben, ohne echte Patient:innen zu gefährden, oder eine Schulklasse kann per AR eine Reise ins antike Rom unternehmen.
Ob mit VR-Brille oder Kugelschreiber und Karteikarten – finde deine Methode und dein Lernformat und lasse dir nie den Spaß am Lernen nehmen, dann bist du bereit für die Zukunft.