Du träumst von einer Führungsposition, aber deine Familie ist dir auch wichtig? Oder du bist bereits Führungskraft und sehnst dich nach einer Sparringspartner:in, die dir den Rücken stärkt? Dann könnte Shared Leadership genau das Richtige für dich sein.
Was ist Shared Leadership eigentlich?
Shared Leadership bedeutet, dass zwei Personen gemeinsam eine Führungsposition übernehmen. Ihr arbeitet als echtes Tandem zusammen und führt gleichberechtigt eine Organisationseinheit. Dabei teilt ihr euch nicht nur die Aufgaben, sondern auch die Verantwortung und die Macht. Geteilte Führung ist eine funktionale Doppelspitze, bei der sich eure Rollen meist vollständig überlappen, die Zeit einer Vollzeitstelle aber meist aufgeteilt wird.
Das Schöne daran: Ihr könnt euch auf eure jeweiligen Stärken konzentrieren und gleichzeitig voneinander lernen. Während eine Person vielleicht brillant in der strategischen Planung ist, glänzt die andere im Umgang mit schwierigen Teammitgliedern. Für euer Team und die Organisation agiert ihr einheitlich und seid zuverlässig erreichbar.
Die Vorteile in geteilter Führung für dich.
Vorausgesetzt du bist teamfähig, offen und kooperativ, hat das Modell der geteilten Führung jede Menge Vorteile für dich:
Karriere in Teilzeit ist möglich.
Du denkst, komplexe Führungsaufgaben gehen nur in Vollzeit und du musst dich zwischen Familie und Führungsrolle entscheiden? Nein; mit Shared Leadership kannst du auch in Teilzeit anspruchsvolle Positionen übernehmen. Komplexe Aufgaben, die normalerweise kaum in Teilzeit denkbar wären, werden möglich, wenn du sie teilst.
Schluss mit der Einsamkeit an der Spitze.
Führung kann einsam machen – das kennst du vielleicht aus eigener Erfahrung. Mit einer Tandem-Partner:in hast du immer jemanden zum Reflektieren und Diskutieren. Das macht nicht nur mehr Spaß, sondern führt auch zu besseren, fundierteren Entscheidungen.
Entspannte Work-Life-Balance.
Stell dir vor, du kannst deine arbeitsfreie Zeit wirklich genießen und für andere Dinge nutzen, ohne ständig aufs Handy zu schauen. Deine Tandem-Partner:in ist ja da und hält dir den Rücken frei. Das bedeutet echte Entspannung und mehr Zeit für Familie, Hobby, Weiterbildung oder Ehrenamt.
Doppelte Kompetenz, halber Stress.
Ihr bringt verschiedene Perspektiven, Erfahrungen und Fähigkeiten mit. Das bedeutet nicht nur bessere Lösungen, sondern auch weniger Stress für jede Einzelne. Schwierige Situationen könnt ihr gemeinsam angehen.
Wie Führung mit dem Thema New Work zusammenpasst, liest du in unserem Ratgeber Führungsstile im Wandel: Wie geht Führung im New-Work-Zeitalter?
Wie dein Unternehmen von einem Führungsduo profitiert.
Falls du noch Überzeugungsarbeit an deinem Arbeitsplatz leisten musst, sind hier die schlagkräftigsten Argumente für dich:
- Höhere Mitarbeiterzufriedenheit: Deine Teammitglieder haben zwei Ansprechpersonen und erreichen immer jemanden.
- Burn-out-Prävention im Management: Zwei Führungskräfte in Teilzeit sorgen für ein gesundes Gleichgewicht von Arbeit und Privatleben und sind langfristig leistungsstärker.
- Bessere Entscheidungen und Performance: Zwei Köpfe denken bekanntlich besser als einer. Durch verschiedene Perspektiven entstehen durchdachte Lösungen.
- Ausfallsicherheit: Krankheit oder Urlaub – kein Problem. Es ist immer jemand da, der die Führung übernehmen kann.
- Talentbindung, Attraktivität: Gerade für Fachkräfte, die Familie und Karriere vereinbaren wollen, ist Shared Leadership ein echter Magnet.
- Zukunftssicherung: Wissenstransfer zwischen den Generationen funktioniert im Tandem besonders gut.
Diese Herausforderungen kann Shared Leadership mitbringen.
Shared Leadership ist nicht automatisch ein Erfolgsmodell. Hier sind die häufigsten Stolpersteine, auf die du achten kannst:
- Machtspiele: Wenn ihr euch nicht einig seid, wer in welcher Situation das Sagen hat, können Konflikte entstehen. Klare Absprachen sind deshalb das A und O.
- Entscheidungslähmung: Zu viele Standpunkte können manchmal auch lähmen. Wichtig ist, dass ihr euch auf Entscheidungsprozesse einigt.
- Verwirrung im Team: Manche Mitarbeitende sind gewohnt, dass es nur eine Leitfigur gibt. Hier braucht es klare Kommunikation über eure Rollen. Etablierte Hierarchien und Unternehmenskulturen können die Umsetzung erschweren.
- Komplexität: Abstimmungen können aufwendiger sein – hier kommt es auf Disziplin und Klarheit an.
- Potenzielle Konflikte: Unterschiedliche Führungsstile oder Zielvorstellungen können zu Spannungen führen – ehrliche Kommunikation ist das A und O.
- Unterschiedliche Erwartungen: Shared Leadership stößt an Grenzen, wenn Erwartungen und Einzelziele in unterschiedliche Richtungen zeigen.
- Verantwortungsverschiebung: Die Neigung, unangenehme Aufgaben und schwierige Entscheidungen auf den Partner abzuschieben.
Die Erfolgsfaktoren für geteilte Führung.

Sympathie, füreinander und Lernbereitschaft sind wertvolle Zutaten für ein „Dream Team“ an der Spitze. Diese Dinge lassen ein Führungstandem außerdem erfolgreich werden:
- Gemeinsame Ziele und Werte: Ihr solltet in die gleiche Richtung rudern und euch über die Motivation einig sein.
- Transparente Aufgabenteilung: Zuständigkeiten und Gemeinsamkeiten sind geklärt.
- Offene Kommunikation: Kurze Wege, regelmäßige Absprachen und Reflexion, ehrliches Feedback. Ansprüche und Erwartungen werden abgestimmt.
- Gegenseitiger Respekt: Eure unterschiedlichen Stärken sind ein Gewinn, ihr lernt voneinander.
- Vertrauen, Loyalität, Verlässlichkeit: Ihr seid ein Team, auch wenn's mal schwierig wird – und werdet auch so wahrgenommen.
- Die Bereitschaft, die Bühne zu teilen: Ruhm und Anerkennung werden geteilt, es gibt keine Konkurrenz.
Dafür sorgt idealerweise das Unternehmen:
- Klares Commitment: Das Management steht hinter euch und kommuniziert dies klar nach außen.
- Kultur des Vertrauens: Ihr erhaltet denselben Respekt wie andere Führungskräfte.
- Unterstützung: Coaching oder Mentoring in der Anfangsphase ist Gold wert.
- Angepasste Strukturen: HR-Systeme und Prozesse werden auf zwei Personen eingestellt.
- Zeit: Veränderungen passieren nie von heute auf morgen.
Für wen eignet sich ein Führungstandem?
Eine Doppelspitze ist für jede Führungsaufgabe und in vielen unterschiedlichen Organisationen möglich. Ob gemeinsame Projektleitung, Geschäftsführung eines Unternehmens oder sogar die Führung einer politischen Partei – Beispiele für erfolgreiches Co-Leading findet sich in allen Branchen. Zwar taucht das Thema Shared Leadership häufig im Zusammenhang mit weiblichen Karrierewegen auf, weil Mütter stärker davon profitieren. Praktiziert wird geteilte Führung, aber auch von rein männlichen Teams. In diesen Lebensphasen profitieren Führungskräfte besonders von geteilter Verantwortung:
- Am Ende der Karriere: Wenn Führungskräfte in Altersteilzeit arbeiten wollen, können sie ihre verantwortungsvollen Aufgaben teilen. Der Gewinn für das Unternehmen: Wissen geht nicht verloren, sondern wird umfassend und im Prozess an die nachfolgende Generation übergeben.
- Wenn die Familie wichtig ist: Eltern, die Familie und Beruf unter einen Hut bringen wollen oder nach der Elternzeit wieder einsteigen, können mit reduzierter Arbeitszeit dennoch ihre Karriere vorantreiben.
- Wenn Veränderung ansteht: Menschen, die eine Qualifizierung anstreben, etwa für eine Position mit komplexen Anforderungen, gewinnen Zeit für Weiterbildungsmaßnahmen. Wertvoller Nebeneffekt: Die Kompetenzen des Tandem-Partners bieten zusätzliches learning-on-the-job und die Möglichkeit der persönlichen Entwicklung.
Du willst dich weiterbilden, trotz Familie und Berufsleben? Das klappt! Hier findest du Tipps, wie du deine Elternzeit auch für deine Karriere nutzen kannst: Weiterbildung in der Elternzeit: So bleibst du beruflich am Ball. Und wir haben dir Ideen für geschicktes Zeitmanagement beim Lernen neben dem Beruf zusammengestellt.
Wie findest du einen Shared Leadership-Job?
Hier wird es interessant: Die meisten Shared Leadership-Stellen findest du eher nicht in einschlägigen Jobdatenbanken. Sie werden nicht klassisch ausgeschrieben – entweder, weil Unternehmen die Möglichkeit nicht bewusst ist, weil das HR-System traditionell auf Einzelpersonen ausgerichtet ist, oder weil rechtliche Unsicherheiten herrschen. Stattdessen entstehen Doppelspitzen auf verschiedene Weise:
- Interne Entwicklung: Viele Unternehmen sammeln Teilzeitwünsche und schaffen dann entsprechende Tandems. Besonders bei Übergängen in die Altersteilzeit oder Wiedereingliederung nach der Elternzeit.
- Spezialisierte Plattformen: JobTwins und ähnliche Plattformen machen Vollzeitstellen auch für Teilzeitkräfte zugänglich. Über 2.000 Menschen sind bereits dort registriert, die Plattform existiert seit 2020.
- Proaktive Bewerbung: Viele erfolgreiche Tandems haben sich einfach zusammengetan und im Unternehmen ihr Konzept vorgestellt.
Best Practice: Beispiele für geteilte Führung
Für Konzerne wie Bosch, Daimler, Beiersdorf, Deutsche Bahn oder SAP gehört Co-Leading selbstverständlich dazu. Willst du zum Thema recherchieren, so wirst du jede Alters- oder Geschlechter-Kombination finden. Auch im öffentlichen Dienst, etwa in der kommunalen Verwaltung, gibt es Best Practice-Beispiele. Im Feld der gemeinnützigen Arbeit, in Stiftungen, Vereinen und Verbänden, haben Leitungsteams ebenso lange ihren festen Platz.
Ein medial präsentes Duo ist „Kanja“, die Namenskreation von Anja Alpert und Katja Wagner, die viele Jahre erfolgreich ein Marketingteam bei Unilever leiteten. Um ihre Einigkeit für Team, Geschäftsführung und Dienstleister:innen zu demonstrieren und Kommunikation zu vereinfachen, waren sie unter dem gemeinsamen Namen per Mail erreichbar. Sie arbeiteten jeweils drei volle Tage und nutzten den überschneidenden Tag für Abstimmungen und Teammeetings. Es war ihnen wichtig, als Führungsteam immer erreichbar zu sein und durch ihre Doppelrolle Prozesse nicht zu verkomplizieren. Ein geteiltes, digitales Notizbuch ist ein weiterer Tipp aus dem Erfahrungsschatz der beiden Managerinnen.
Deine nächsten Schritte auf dem Weg zum Führungstandem.

Shared Leadership klingt spannend für dich? Dann beginne gleich mit der Recherche.
- Reflektiere: Was sind deine Stärken und wo brauchst du Unterstützung? Was ist deine Motivation, was erwartest und erhoffst du dir von einer Partner:in?
- Netzwerke: Sprich mit Kolleg:innen über deine Idee, schau dir erfolgreiche Beispiele an, nimm zu Tandems Kontakt auf.
- Informiere dich: Kläre die Rahmenbedingungen, prüfe die Bereitschaft in deinem Unternehmen oder sieh dich nach Arbeitgeber:innen um, die Co-Leading praktizieren.
- Trau dich: Sprich mit deinen Vorgesetzten über Möglichkeiten und argumentiere mit den Vorteilen für alle Beteiligten. Oder suche dir eine Tandem-Partner:in, kläre Spielregeln und entwickele mit ihr euer Konzept und einen Pitch.
Fazit: Shared Leadership bleibt aktuell.
Die Arbeitswelt verändert sich, und Shared Leadership ist mehr als nur ein Trend – es ist eine Antwort auf die Herausforderungen von Arbeit 4.0. Agile Strukturen und immer komplexere Bedingungen erfordern flexible Lösungen.
Autoritäre Führung und strenge Hierarchien passen zunehmend weniger zu den Anforderungen der VUCA-Welt. Überstunden sind längst kein Statussymbol mehr, und die Möglichkeiten digitaler Zusammenarbeit machen geteilte Führung einfacher als je zuvor.
Moderne Unternehmen sollten dankbar sein für mutige Kolleg:innen, die bereit sind, sich als Führungsteam verantwortungsvoll zu organisieren. Denn die Chance, dass zwei Leader:innen mehr schaffen als eine, ist hoch. Bist du eine von ihnen?